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Lesermeinungen zu Tempo 30 in der Frohnauer Straße

Veröffentlicht am 08.07.2020 von Gerd Appenzeller

Ein heißes Thema: Es kamen viele Rückmeldungen von Lesern zu unserer Frage, ob die Tempo 30-Zone in der Frohnauer Straße sinnvoll sei. Hier eine gekürzte Auswahl:

  • Für Fritz Korn ist das „eine Zumutung für die Autofahrer“. Er schreibt: „Tempo 50 muss natürlich durchgesetzt werden, damit keiner noch schneller durch zischt, und andere gefährdet. Dazu können von mir aus auch Schwellen eingebaut werden, Kurven, Einengungen.“ Aber Tempo 30 würde er begrenzen „auf relativ kurze Straßenabschnitte begrenzt werden, wo es wirklich nötig ist“, sowie nachts, zum Lärmschutz.
  • Volkhard Schulz hat einen Verdacht: „Auf die für die Aufstellung von Verkehrszeichen zuständige Behörde muss die Frohnauer Straße eine magische Anziehungskraft haben. Vor längerer Zeit wurden eine nächtliche Tempo-30-Zone auf Höhe Forstweg eingerichtet. Hier konnte man sich des Verdachts nicht erwehren, dass ein einflussreicher Bürger seine ungestörte Nachtruhe gesichert haben wollte.“ In der Frohnauer Straße, zwischen Alemannenstraße und Welfenallee, sollte „offenbar eine bisher nicht empfundene Gefährlichkeit dieses Straßenzuges deutlich sichtbar“ gemacht werden. Aber Schulz meint, da gebe es weitaus gefährlichere Kurven, „wobei allerdings gegen die werktägliche und zeitliche Geschwindigkeitsbegrenzung an Schule/Kindergarten nichts einzuwenden ist.“
  • Ganz anderer Meinung ist Robert Mollik, er schreibt: „ ‚Ideologie‘ scheint bei den Konservativen das neue Kampfwort zu sein gegen Vorschläge von links oder grün. Wenn Vorschläge gemacht werden, die die allgemeine Lebensqualität steigern sollen, kriegen diese sofort den Stempel der Ideologie.“ Die niedrigere Geschwindigkeit sei in einem besiedelten Gebiet der Lebensqualität zuträglich ist. Weniger Lärm, Stress und Schutz derjenigen „unter 18, die nun mal keine Autofahrer sind, durch den Verkehr aber besonders gefährdet sind.“ Statt „Stimmenfang bei den Autofahrern“ wünscht sich Mollik von Politikern wie Herrn Schultze-Berndt Vernunft und Verständnis bei seinen Bürgern zu fördern, „dass dies nun mal eine rational begründete Maßnahme ist. Und dass die Welt nun mal nicht ausschließlich den Autofahrern gehört, sondern allen Menschen.“

    Auf der Leipziger Straße in Berlin-Mitte soll Tempo 30 für bessere Luft sorgen und für mehr Sicherheit. Foto: Lisa Ducret/dpa
  • Thorbjörn Gruda aus Hermsdorf springt ihm bei: Der Beitrage zeige wieder wie weit die Politik – vor allem die der Berliner CDU – von der Realität entfernt ist. „Der Abgeordnete Schultze-Berndt (…) hat offensichtlich die Zeichen der Zeit verkannt. Verkehrspolitik besteht nicht darin, den Individualverkehr zu unterstützen. Dem Bedürfnis einiger weniger, die es immer noch für notwendig halten, Tag ein, Tag aus mit dem eigenen Fahrzeug in die Innenstadt zu fahren, stehen die vieler hunderter Anwohner, Schüler, Fahrradfahrer, Fußgängern an der Frohnauer Straße, aber auch dem Hermsdorfer Damm entgegen.“ Er empfiehlt Herrn Schultze-Berndt „sich morgens für zwei Stunden an die Frohnauer Straße stellen, um einen Eindruck von der Realität zu bekommen.“ Mit einem Kind oder älterem Menschen die Straße zu überqueren sei „oft ein lebensgefährliches Unterfangen“.
  • Die Argumentation von Uwe Klages zeigt, dass man auch unter anderen Gesichtspunkten zu ähnlichen Schlussfolgerungen kommen kann. Er schreibt: „Als Anwohner und Nutzer der Frohnauer Straße, sowohl als Auto- wie Fahrradfahrer, kann ich die durchgehende Einführung von Tempo 30 nur begrüßen, auch wenn damit die gefährliche Ausfahrt aus der Wohnanlage in der unübersichtlichen Kurve gegenüber der Kita nur unwesentlich sicherer wird. Die bisherige Regelung mit den alle paar Meter wechselnden Geschwindigkeiten und Geltungszeiten war verwirrend und nicht nachvollziehbar.“ „Ideologisch motiviert“ erscheint ihm eher die Meinung von Schultze-Berndt dazu. „Von ihrer Anlage her war die Frohnauer Straße sicher nicht als Hauptverkehrsstraße geplant.“
  • Ganz anders sieht es Barbara Wagner: „Die Tempobeschränkung in der Frohnauer Straße ist meiner Meinung nach klar ideologisch bedingt!“, schreibt sie und findet Tempo 30 in der Frohnauer Straße „absolut unnötig“. Der 125er Bus „schleicht nur noch so dahin“ und die Straßenführung werde übersichtlich. „Eine Tempobeschränkung vor der Kita/Schule war sinnvoll und ausreichend!“
  • Die ganze Meinungsvielfalt spiegelt diese Mail von Ulrich Eßlinger wieder: „Die Temporeduzierung auf dem oberen Teil der Frohnauer Straße begrüße ich sehr. Das trägt wesentlich zur Verkehrsberuhigung in unserem Kiez bei. Ich rege allerdings an, diese Geschwindigkeitsbeschränkung auch auf den unteren Teil zwischen Kneippstraße und Hermsdorfer Damm auszudehnen. Dort erscheint mir die Maßnahme umso dringlicher, als dort jeden Tag unzählige Schulkinder in Richtung Gustav-Herwegh-Gymnasium, Carl-Benz- und umgekehrt Carl-Bosch-Schule zu Fuß und per Rad unterwegs sind.“
  • Ähnlich argumentiert Axel Haentjes, er schreibt: „Als Anlieger einer Nebenstraße wäre ich froh, wenn die 30 km/h bis zum Hermsdorfer Damm durchgeführt würden und gleichzeitig auf die Geltung der Regel ‚rechts vor links‘ hingewiesen werden würde. Wie oft schon hätte ich als Radfahrer mein Leben gelassen, wenn ich meine Vorfahrt genutzt hätte, weil Autofahrer die Straße als Hauptstraße empfinden, die sie aber in Hermsdorf nicht ist. Gerade Lastwagen fahren an den bevorrechtigten Einmündungen oft mit hoher Geschwindigkeit vorbei, ohne auch nur die Chance zu haben, noch rechtzeitig bremsen zu können. Ein Wunder, dass nicht mehr passiert.“
  • Dieser Meinung ist auch Ursula Ziegler aus Frohnau. Sie sagt: „In der Frohnauer Straße  ist Tempo 30 unbedingt notwendig. Der kurvige Verlauf der Straße macht eine Überquerung zum Glücksspiel und für Kinder lebensgefährlich. Die Einteilung in die verschiedenen Abschnitte wirkte wie ein Schildbürgerstreich unserer Bürokratie. Schön, dass die Vernunft gesiegt hat. Die Autofahrer werden sich daran gewöhnen. So geht es mir jedenfalls.“
  • Man kann es aber auch anders sehen. Das zeigt die Mail von Angelika Johnson. Sie schreibt: „Mit Entsetzen habe ich festgestellt, dass die Frohnauer Str. plötzlich überwiegend nur noch mit 30 km/h zu befahren ist.“ Sie bemängelt vor allem, dass durch die Busführung auf der Straße Stau entsteht, wodurch „die Autos mehr umweltschädliche Stoffe raus als beim Fahren“ rausblasen würden. „Ich hätte volles Verständnis für eine Geschwindigkeitssenkung zwischen 22 und 6 Uhr, damit die Anwohner besser schlafen können.“
  • Michael Nath aus Frohnau ist gegenteiliger Meinung: „Ich finde die Tempo-30-Regelung zwischen Donnersmarckplatz und Kneippstraße vernünftig und nachvollziehbar. Die Straße ist teilweise kurvig und schlecht einsehbar. Vor allem aber stellt der Berufsverkehr eine starke Belastung für die Anwohner dar. Zudem gibt es keinen Radweg, so dass auch Radfahrer ungeschützt die Fahrbahn nutzen müssen.“ Viele Autos würden hier schneller als 50 km/h fahren.
  • Die ganze Aufregung versteht Dagmar Miller aus Frohnau nicht so recht. Ihre Meinung: „Ich denke, als Frohnauer ist man doch dran gewöhnt, 30 zu fahren. Es gibt doch nur wenige Straßen in Frohnau, wo 50 erlaubt sind. Mal ehrlich, es gibt doch wenige, die sich an die 30 halten. Wenn man die Rote Chaussee mit knapp 40 langfährt, ist man doch ein Verkehrshindernis. Die einen freuen sich und die anderen sind ärgerlich über die Geschwindigkeitsbegrenzungen.“ Als Anwohnerin des Eichenhains hätte sie sich auch gefreut, wenn dieser Abschnitt mit 30 ausgewiesen würde. „Zu „Kopfsteinpflasterzeiten“ wurde nicht gerast, dann wurde wegen Straßenschäden 30 eingerichtet. Seit der Eichenhain vor knapp 3 Jahren saniert wurde, ist er zur Rennstrecke geworden. Selbst der Karmeliterweg entwickelt sich zur Rennstrecke.“

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