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Wie schlimm ist die Lage? Belastete Böden in der Tegeler Ziekowstraße
Veröffentlicht am 08.07.2020 von Gerd Appenzeller
Anwohner des Quartiers machen sich Sorgen über Belastungen des Bodens durch Schadstoffe. Eine Untersuchung des Bezirksamtes Reinickendorf habe massive Kontaminierungen des Grundstücks Trettachzeile 5 festgestellt, durch das Grundwasser seien Giftstoffe auf weitere Grundstücke getragen worden. Wie ernst ist die Lage? Zunächst einmal hier der Link zum Bebauungsplan 12-63.
Ich habe bei den Berliner Wasserbetrieben nachgefragt, und ihnen auch den Hinweis auf den entsprechenden B-Plan geschickt. Astrid Hackenesch-Rump von der Presse- und Informationsstelle der Berliner Wasserbetriebe hat sich daraufhin das Altlastengutachten angesehen, und festgestellt, dass dort „nur“ punktuelle von einer Grundwasserkontaminierung die Rede sei. Diese Stoffe seien zwar im Boden vorhanden, jedoch nicht wasserlöslich.
Woher kommen die Schadstoffe? Es sind Überbleibsel des alten Gaswerkes Tegel. Ausweichlich des Gutachtens liegt das betroffene Gebiet außerhalb des Schutzgebietes des Wasserwerks Tegel. Diese Spuren reichen allerdings bis in Grundwasserschichten, was „unschön“, aber immerhin bekannt sei. Die Wasserwerke sorgten mit der „Fahrweise“ ihrer Grundwasserbrunnen dafür, dass diese Altlasten nicht ins Wasserwerk und damit ins Trinkwasser kommen.
Das sei berlinweit geübte Praxis, schreibt mir Hackenesch-Rump weiter, denn Altlasten gebe es einige. Manche würden wie in Wuhlheide oder dem ehemaligen Wasserwerk Johannisthal mittels so genannter Abwehrbrunnen aus dem Boden geholt. Andere würden, wie am Wasserwerk Friedrichshagen mit einer „Bioxwand“ (pustet Sauerstoff in unbelebte Bodenschichten) am Ort gereinigt, um die Trinkwassergewinnung zu schützen.
Auch beim Schöneberger Gasometer musste der belastete Boden meterweit abgetragen werden, bevor Neubauten entstehen konnten. Foto: dpa
Die Frage, in wie weit die Bodenbelastung die weitere bauliche Nutzung der Grundstücke einschränkt, ist damit natürlich nicht beantwortet. In einem extremen Ausmaß hat das Berliner Architekt, Investor und Entwickler Reinhard Müller in den Jahren nach 2007 auf dem Gelände des ehemaligen Gaswerks Schöneberg in unmittelbarer Nähe des S-Bahnhofs erlebt. Unter seiner Führung entstand seitdem der Euref-Campus, das europaweit anspruchsvollste Projekt zur Entwicklung alternativer Energiekonzepte. Wie er mit selber erzählte, habe der Boden teilweise zwei Meter tief abgetragen werden müssen, bevor Neubauten errichtet werden konnten. Hier können Sie sich selber einmal ein Bild von diesem wirklich tollen Vorhaben machen. Auf dem Gelände steht auch der alte Gasometer, eine Landmarke besonderer Art.
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