Namen & Neues

Sportler sauer: Zeltplatz Saatwinkel gibt es nicht mehr

Veröffentlicht am 02.12.2020 von Gerd Appenzeller

Sportler sauer: Zeltplatz Saatwinkel gibt es nicht mehr. Dieser Zeltplatz war wirklich ein Idyll, am Südostufer des Tegeler Sees gelegen, gegenüber der Insel Baumwerder. „War ein Idyll“ – denn es gibt ihn nicht mehr, auf dieser Luftaufnahme ist er noch zu erkennen. Bereits Anfang Januar hatte die Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz um Regine Günther, Grüne, das Abgeordnetenhaus auf eine Anfrage hin informiert, „dass aus übergeordneten Gründen des Trinkwasser- und Landschaftsschutzes eine Fortsetzung der Zeltplatznutzung auf dem Gelände nicht vorgesehen“ sei.

Ende Juni des Jahres hatte die gleiche Senatsverwaltung dann dem Bezirk Reinickendorf mitgeteilt, dass sie ab 1. August das Gelände wieder „in ihre Bewirtschaftung zurücknehmen werde“.

Damit ging eine fast 50-jährige Geschichte des Zeltplatzes zu Ende, denn im Jahr 1970 hatte der Bezirk das 13.000 Quadratmeter große Gelände von den Berliner Forsten für den Betrieb eines Zeltplatzes übernommen.

Das ganze Ausmaß dessen, was da geschah, wurde Berliner Sportlern aber jetzt wohl erst bewusst. Denn der Vorsitzende der Laufgruppe „Im Saatwinkel e.V.“, Frank-Ulrich Etzrodt, schrieb mir nun in einer Mail, wie verhängnisvoll für den Sport die Schließung des Zeltplatzes sei.

  • „Mit Befremden mussten wir seit Ende des letzten Jahres feststellen, dass der Jugendzeltplatz Saatwinkel platt gemacht … werden soll. Zu diesem Zeitpunkt war noch nichts von der Corona-Pandemie und ihren Ausmaßen bekannt.
  • Wir haben aber schon früh, seit Dezember 2019, dagegen Einspruch bei dem Leiter der Abteilung Jugend im Rathaus Reinickendorf und bei dem Forstamt Tegel eingelegt. Leider blieb das alles ungehört.
  • Inzwischen steht auch ein großer Container dort auf dem Gelände. Sicherlich dafür gedacht, dort Sachen abzutransportieren und alles aufzulösen.
  • Unsere Laufgruppe hatte auf dem Zeltplatz im Sommer 2017 und 2018 mit dem Start und Ziel unsere Vollmond-Läufe durchgeführt. Die Spenden durch die kompletten Erlöse aus den Startgeldern bei beiden Veranstaltungen gingen an das Projekt „Frühstück für Schulkinder“ unter Frau Gertrud Meyer in der Reinickendorfer Schule In den Rollbergen.
  • Die LäuferInnen wurden durch den Bundestagsabgeordneten und damaligen Vorsitzenden der DLRG Berlin, Kai Wegner, auf die Strecke geschickt. Die Duschen mit Warmwasser und die komfortable Küche boten ideale Voraussetzungen für unsere LäuferInnen und auch für uns als Veranstalter.
  • Wir schreiben ihnen das deshalb, weil es für uns jetzt aktuell unter den Bedingungen der Corona-Pandemie unverständlich ist, auf diese ursprünglich so gut eingerichtet und schön gelegene Erholungs- und Ausflugsstätte am Tegeler See zu verzichten“.

Und was meint das Bezirksamt, dem ich die Mail zuschickte? Es stellt nüchtern und realistisch fest, dass es einfach keine Zugriffsmöglichkeiten mehr habe, nachdem die Kompetenz auf den Senat übergegangen sei. Der Protest der Sportler, so nachvollziehbar er ist, komme einfach zu spät. Text: Gerd Appenzeller

+++
Dieser Text erscheint zuerst im Tagesspiegel-Newsletter für Berlin-Reinickendorf. Die 12 Tagesspiegel-Newsletter für Berlins 12 Bezirke haben schon über 230.000 Abos. Suchen Sie sich „Ihren“ Bezirk doch einfach aus! Kostenlos: leute.tagesspiegel.de
+++
Und  ein paar meiner weiteren Themen im aktuellen Tagesspiegel-Newsletter für Berlins Norden

  • Dominikus-Krankenhaus in Nöten: Corona-Vorsorge gefährdet Finanzierung
  • Impfzentrum im Terminal C auf dem TXL-Gelände: Einfach hinfahren geht nicht!
  • Spielplatz Hermsdorf: Sonntags Kicken wieder erlaubt – dazu: viele Leserbriefe und Aussagen der Stadträtin
  • Luftfilter für alle Schulklassen? So ist der Stand in Reinickendorf
  • Zeltplatz Saatwinkel ist nicht mehr zu retten
  • Weihnachtsgeschäft in den Borsighallen: Alle gehen auf Nummer sicher
  • Wen der Blitzer im Autobahn-Tunnel verschont
  • Die Geschichte einer Flucht aus der DDR