Namen & Neues
Neues Terminal für TXL? Die spinnen doch wohl
Veröffentlicht am 10.03.2021 von Gerd Appenzeller
Der Flughafen Tegel ist geschlossen. Punkt. Aber bis 2029 sollen auf dem militärischen Teil des Flughafens noch drei Hubschrauber der Bundeswehr stationiert bleiben, um eilige Fluggäste aus dem Umfeld der Bundesregierung schnell nach Schönefeld bringen zu können – von wo aus sie in die weite Welt starten dürfen, oder nach Bonn, weil dorthin bekanntlich ja keine Züge fahren.
Kleiner Scherz. Wie fast alles eben Geschriebene. Nur, dass der zivile Teil des Flughafens geschlossen ist, das stimmt.
Aber nun hat die Bundesregierung verlauten lassen, sie wolle den militärischen Teil noch bis 2032 nutzen, und auch so lange die Hubschrauber dort belassen. Im Januar 2020, also vor über einem Jahr, stand das hier im Reinickendorf-Newsletter, allerdings war da noch die Rede von 2029. Und von einem neuen Terminal sprach erst recht niemand. Doch das passiert jetzt am TXL.
Weil die bisher benutzten Gebäude nicht mehr saniert werden könnten, müssen nun ein „Interimsbau“ den Weiterbetrieb sichern. Was der kosten wird, steht noch nicht fest. Aber wie hoch die weiteren Betriebskosten des militärischen Teils des Flughafens sein werden, dass wisse man schon, ist aus dem Regierungsviertel zu hören: 5,16 Millionen Euro pro Jahr. Macht 62 Millionen Euro bis zum Jahr 2032.
Aber regen Sie sich bitte nicht auf: Da draußen in Schönefeld steht auch schon ein Provisorium als Regierungsterminal. Das hat 75 Millionen gekostet, und alle finden es eigentlich voll tauglich und auch schön. Nicht alle. Die Regierung möchte noch ein schöneres Terminal für sich selbst und für die Staatsgäste. Kostenpunkt: 350 Millionen Euro.
Wenn Sie sich jetzt richtig aufregen, klicken Sie einfach auf diesen Link, der führt sie zum Ergebnis der Recherchen von Lorenz Maroldt und Kollegen im „Tagesspiegel Checkpoint“: Hier der Text mit allen Details.
Einer, der das alles ziemlich unmöglich findet, ist der Reinickendorfer SPD-Abgeordnete Jörg Stroedter. Er ist Obmann der SPD-Fraktion im Untersuchungsauschuss „BER II“ und schreibt in einer Pressemitteilung:
„Es gibt keine rationalen Gründe, in Tegel ein neues Terminal zu bauen. Ich habe schon mehrfach öffentlich diese Hinhaltetaktik des Bundes kritisiert. Ursprünglich sollte der Umzug der verbliebenen drei Helikopter nach der Eröffnung des BER erfolgen. Das war schon nicht nachvollziehbar. Dann hieß es Ende 2019 – als sich die Eröffnung des BER näherte – die Hubschrauber sollten sogar noch zehn Jahre lang bis 2029 in Tegel bleiben. Und jetzt soll sogar noch ein neues Terminal in Tegel und am BER gebaut werden, und der Umzug wird nochmals um mehrere Jahre verschoben. Warum? Einfach nur deshalb, weil der Flughafen Tegel bequemer zu erreichen ist. Die enormen Kosten und die weiter andauernden Belastungen der Anwohnerinnen und Anwohner durch Lärm und Dreck spielen offensichtlich keine Rolle!“
- Jeden Morgen kurz nach 6 Uhr: Hier gibt es den Tagesspiegel Checkpoint vom Team um Chefredakteur Lorenz Maroldt.