Namen & Neues
Nichts wie raus ins Strandbad nach Tegel
Veröffentlicht am 19.05.2021 von Gerd Appenzeller
Mit der Eröffnung zum langen Pfingstwochenende hat es nun doch nicht geklappt, erzählte mir Marina Naprushkina am Dienstagnachmittag. Mit dem Gesundheitsamt Reinickendorf hatte sie gerade abgestimmt, dass am 2. Juni die Abnahme des Corona-Hygienekonzeptes erfolgen soll, und die Aufnahme des Badebetriebes am 3. Juni, einem Donnerstag. Fest steht auch, dass, wie schon letztes Jahr angekündigt, Kinder und Jugendliche bis zur Vollendung des 16. Lebensjahres freien Eintritt haben werden. Alle, die älter sind, zahlen drei Euro. Dazu noch eine gute Nachricht: Die Standfestigkeit der großen Wasserrutsche ist geprüft und bestätigt. Aber auch hier hängt die Inbetriebnahme von der Pandemie-Entwicklung ab. Kindergedränge auf der Rutschentreppe, das soll nicht sein.
Ein Blick zurück: Das geschlossene Strandbad Tegel war über Jahre hinweg eine schmerzende Leerstelle für viele Menschen im Bezirk – vor allem für Familien mit kleinen Kindern. Ihnen war das Strandbad Tegel mit seinen großen, schattenspenden Bäumen und in seiner ganzen Weitläufigkeit ein wunderbarer und preislich erschwinglicher Erholungs- und Freizeitort gewesen. Dann kam der Schock: Als die Berliner Bäderbetriebe nach Jahren unterlassener Investitionen das Bad so weit herausgewirtschaftet hatten, dass sich kein Pächter für die Ruine mehr fand, wurde auch noch die Abwasserleitung mit Beton verfüllt. So sollte die weitere Nutzung verhindert werden, aber gleichzeitig produzierten die BBB damit ein weiteres Investitionshindernis. Vier Jahre lief nichts mehr.
Dann tauchte im Sommer des vergangenen Jahres die Rettung in Form der „Neue Nachbarschaft Moabit“ mit der 39-jährigen Marina Naprushkina an der Spitze auf. Die Experten waren ganz überrascht: Marina wer?
Sie merkten es bald, denn der Optimismus der sozial engagierten Frau und ihrer Unterstützer, hier am Strand des Tegeler Sees einen Neuanfang im Form eines sozialen Projektes wagen zu können, gründete sich auf zweierlei: Einmal auf den Glauben an die Menschen, die diesen Traum zu erfüllen halfen, indem sie einfach anpackten, ohne Lohn arbeiteten und renovierten. Und dann war da noch die Berliner Mäzenatenfamilie Kögler-Bentley, die mit Geld und einer ganz erheblichen Bürgschaft die Berliner Bäderbetriebe davon überzeugten, sie als Pächter für viele Jahre zu akzeptieren.
Als Marina Naprushkina am 11. August 2020 ihre Pläne vorstellte, sagte Reinickendorfs Bezirksbürgermeister Frank Balzer zu der ehrgeizigen und von ihrer Idee begeisterten Frau an der Spitze des Projektes: „Ich hoffe, dass Ihr Mut belohnt wird. Das erfordert einiges an finanziellem Engagement. Das tut dem Bezirk gut“. Damals hatte ich sie hier im Newsletter vorgestellt, wenn Sie das noch einmal lesen wollen, hier ist der Link.
Ende März und jetzt wieder am Montag war ich erneut auf dem Gelände. Es hat sich unglaublich viel getan. Der Strand lädt zum Baden und Sonnen ein, die Wassertemperatur des Tegeler Sees wird mit 16 Grad angegeben, für eine Teileröffnung an Pfingsten wird es nicht reichen, zu viel ist noch zu tun, erzählten mir Handwerker.
Mit der Busverbindung hat es nicht geklappt. An dieser Stelle noch einmal zu diskutieren, woran es letztlich lag, ist müßig. Senat, Forst- und Wasserwirtschaft, Bezirk und BVG hätten sich, unter Einbeziehung der Polizei, zusammensetzen müssen.
Es gibt, auch am Samstag und Sonntag, eine Verbindung mit dem Bus 222 auf der Konradshöher Straße alle 20 Minuten. Von der Haltestelle Försterweg aus gibt es einen Weg durch den Wald, von der Haltestelle Spechtstraße kommt man auch in 20 Minuten ans Ufer. An der Ecke Waldkauzweg hält der Bus leider nicht, er fährt aber von hier sehr unregelmäßig Richtung Strandbad und Insel Scharfenberg. Vor dem Bad gibt es etwa 50 Parkplätze. Von dem Versuch, am Rande der Zufahrtsstraße zu parken, würde ich dringend abraten. Wer es doch tut, riskiert absolut zu Recht einen Strafzettel, denn für Feuerwehr und Rettungsfahrzeuge wird sonst der Weg blockiert.