Namen & Neues
„Kidical mass“ - nicht nur im Waldseeviertel
Veröffentlicht am 22.09.2021 von André Görke
Man kann es Instrumentalisierung von Kindern nennen, wenn bei einer Demo gegen den Durchgangsverkehr in einem Wohnviertel die Kids unter Polizeischutz es genießen, die Straßen auf Roller und Fahrrad endlich für sich zu haben.
Aber genau um die Sicherheit der Jüngsten geht es ja auch, wenn Anwohner sich dagegen wehren, an jedem Werktag morgens und abends vom Pendlerverkehr überrollt zu werden. Im Hermsdorfer Waldseeviertel demonstrierten am vergangenen Samstag im Rahmen der „Kidical-Mass“-Aktionen etwa 50 Menschen bei einer Fahrraddemo gegen die Entfremdung eines Wohnquartiers zum Zubringer für den Autoverkehr.
Die Reinickendorfer BVV hatte im Mai 2020 ohne Gegenstimmen den Einsatz so genannter Modalfilter beschlossen, um den Durchgangsverkehr aus dem Wohnviertel heraus zu halten. Das Bezirksamt weigerte sich jedoch aus rechtlichen Gründen, diesen Beschluss auch umzusetzen.
Nicht überall arbeitet die PR-Abteilung so gut wie im Waldseeviertel. Auch in anderen Kiezen fanden Kidical-Mass-Demonstrationen statt, wie mir Mathias Adelhoefer von der Organisation „Changing Cities“ schrieb. So versammelten sich viele Kinder und Eltern vor der Grundschule An der Peckwisch im Märkischen Viertel zur kinderfreundlichen Fahrrad-Demonstration, die durch das Märkische Viertel und Wittenau an zehn Grundschulen vorbeiführte.
Vor der Charlie-Chaplin-Grundschule am Wilhelmsruher Damm wurde ein Pop-Up-Radweg mit Straßenmalkreide aufgebracht, um zu zeigen, dass es schnell und ohne großen Aufwand möglich ist, solche temporären Fahrradstreifen einzurichten. An den Kreuzungen Treuenbrietzener Straße/Wesendorfer Straße sowie Senftenberger Ring/Calauer Straße wurden zwei bunte Zebrastreifen quer über die Straße gemalt.