Namen & Neues
Tegeler Anti-Corona-Protestmarsch
Veröffentlicht am 19.01.2022 von Lisa Erzsa Weil
Stürmische Zeiten sind das gerade, oder? Zumindest hatte man das bei den Windböen am vergangenen Montag glauben können. Zum Abend hin beruhigte sich zwar das Wetter, einige hundert Impf- und Maßnahmengegner aber nicht, denn sie trafen sich in Alt-Tegel – und anderswo – wieder zum wöchentlichen „Montagsspaziergang“. Laut einem Polizisten vor Ort sowie Tagesspiegel-Schätzungen waren es etwa 450 Demonstranten, in einer Polizeimeldung vom gestrigen Dienstag wird von ca. 850 Menschen am Anfang des angemeldeten Protestmarsches und rund 200 gegen Ende gesprochen.
Die Versammlung ist laut Meldung ohne Vorkommnisse verlaufen. Unter den Demonstrierenden wurde unter anderem eine Deutschlandflagge mit Banane hochgehalten und Plakate mit Aussagen wie „Familienfest statt Videokonferenz“ und „Wacht auf“.
Erstmalig war von den Omas gegen Rechts auch eine Gegendemo angemeldet worden, ursprünglich für 20 Personen, zu der nach Schätzungen circa 100 Menschen erschienen und sich ab 18 Uhr an der Berliner Straße Ecke Gorki-Straße aufstellten. Hier zeige ich Ihnen mein Foto.
Vor Ort waren neben den Vertreter:innen von „Omas gegen Rechts“ unter anderem auch Reinickendorfer Politiker:innen von Die Linke und den Zählgemeinschafts-Parteien Grüne, FDP und SPD, darunter auch Bezirksbürgermeister Uwe Brockhausen sowie Mitglieder der Jusos, IG-Metall und der Mobilisierungsplattform Berlin gegen Nazis. Auf den Plakaten der Gegendemonstrierenden stand zum Beispiel „Ihr werdet von Rechts organisiert – ist Euch das klar?“ und „In welcher Diktatur gilt das Recht auf Meinungsfreiheit“ – Sätze, die bei den Anti-Corona-Demonstranten für verbale Reaktionen sorgten, als sie am stehenden Gegenprotest vorbeizogen.
„Es kamen schon Sprüche“, sagte Kai Bartosch von den Linken dazu. „Da habe ich schon Schlimmeres erlebt, aber schön waren sie auch nicht.“ Die Gegendemonstrierenden reagierten, indem sie schweigend ihre Plakate in die Höhe hielten. „Wir haben eigentlich alle gesagt, es ist vollkommen ok, wenn wir passiv Präsenz zeigen. Wir wollen einfach zum Nachdenken anregen. Und manchmal ist es eben auch besser, wenn man nicht Kontra gibt, damit es nicht noch aggressiver wird.“
Auch nächste Woche soll es wieder eine Gegendemonstration geben, da sind sich laut einem Teilnehmer alle einig. Die Omas gegen Rechts werden auch diese hier ankündigen. Einen Flyer vom vergangenen Gegenprotest sowie Infomaterial zu den Standpunkten der Omas finden Sie hier.
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