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„Lebensgefährliche Querung“: Das denken Reinickendorfer:innen über Barrierefreiheit im Bezirk

Veröffentlicht am 12.04.2023 von Lisa Erzsa Weil

Wo gibt es an Reinickendorfer Kreuzungen noch Handlungsbedarf, wenn es um die Themen Barrierefreiheit und Verkehrssicherheit geht? Das wollte die bezirkliche Abteilung für Stadtentwicklung, Umwelt und Verkehr wissen und sammelte zwischen 17. Januar und 15. Februar Ihre Verbesserungsvorschläge (wir berichteten). Nun wurde das Ergebnis der Befragung veröffentlicht.

Insgesamt 182 Hinweise haben 63 Personen zu gefährlichen oder nicht barrierefreien Kreuzungen und Querungen abgegeben. Nicht nur online, auch in persona wendeten sich Reinickendorfer:innen mit ihren Anregungen an das Büro für Bürgerbeteiligung, die die Hinweise aufnahmen und stellvertretend online stellten. „Hierdurch kam für alle Ortsteile eine lange Liste an Anmerkungen zu Kreuzungen und Querungen zusammen“, wird auf der Beteiligungsplattform mein.berlin.de resümiert. Die meisten Hinweise habe es für Reinickendorf-Ost gegeben.

Allein im Umfeld des Franz-Neumann-Platzes finden sich Dutzende Anmerkungen. Eine Person nennt einen Fußgängerübergang auf der geschäftigen Residenzstraße eine „lebensgefährliche Querung“. Gemeint ist eine der mehreren Stellen auf der vielbefahrenen Straße, an der es weder Zebrastreifen noch Ampel, sondern nur eine Art Verkehrsinsel zwischen den jeweils zwei Spuren pro Fahrtrichtung gibt. Diese Querungen sind für alle unsicher, besonders aber für Menschen mit Geh- oder anderen Behinderungen.

Aber auch in einem völlig anderen Teil des Bezirks sind Probleme hervorgehoben: „Zu viel und zu schneller Verkehr, um vom Edelhofdamm auf den Zeltinger Platz (und zurück) zu queren“, schreibt eine Person in Bezug auf den Fußgängerüberweg in Frohnau. Wer hier bereits zu Fuß unterwegs war, kennt die Stelle.

In Tegel wiederum weist die Beauftragte für Menschen mit Behinderungen in Reinickendorf, Regina Vollbrecht, darauf hin, dass an der Kreuzung Berliner Straße / Veitstraße Ampelanlagen zwar vorhanden seien, die blindengerechte Ausstattung jedoch fehle. An genau dieser Kreuzung wurde letztes Jahr eine 79-jährige Frau, die mit ihrem Rollator unterwegs war, von einem abbiegenden LKW getötet.

„Es zeigte sich in den Ausführungen deutlich, dass in der Straßenplanung bisher zu wenig auf die schwächsten Mitglieder der Gesellschaft Rücksicht genommen wurde“, heißt es in der Zusammenfassung. Insbesondere für Kinder, Seniorinnen und Senioren und Menschen mit Einschränkungen würden die genannten Hinweise eine erhebliche Beschwernis und Unsicherheit in ihrer alltäglichen Mobilität bedeuten.

In der nächsten Phase werden die Ergebnisse der Beteiligung im Mobilitätsrat vorgestellt. Dann übernehmen die Fußverkehrsplaner:innen des Bezirksamts, die sich mit den Fachleuten der Straßenunterhaltung abstimmen, welche Verbesserungen möglich sind und wie man diese priorisieren könnte. „Als Kriterien der Priorisierung werden die Gefahrenbewertung, der Zugang zu öffentlichen Einrichtungen oder zentralen Zielen des alltäglichen Lebens, der Lückenschluss zu bereits umgesetzten Maßnahmen und die Förderfähigkeit einfließen“, erfahren wir auf der Beteiligungsplattform mein.berlin.de.