Kiezgespräch
Veröffentlicht am 30.05.2018 von Gerd Appenzeller
Kriminelle am Telefon. Das Telefon, Festnetz, klingelt. Die Dame des Hauses nimmt ab, meldet sich mit Namen. Auf der anderen Seite eine Männerstimme: Rate mal, wer da ist? Sie denkt nach: Stimme dialektgefärbt, kein ausländischer Unterton. Dennoch keine direkt Assoziation. Dann wieder die Männerstimme: Na, von wem hast du denn lange nicht mehr gehört? Sie rät, nennt Namen, äußert schließlich eine konkrete Vermutung. Die fröhliche Antwort: Ja, ich bin‘s, aber nicht bei dir in Berlin, sondern in Cottbus, ich will da morgen bei einer Versteigerung ein Grundstück kaufen, Alterssitz, du weißt schon… Sie weiß, in der Tat, der Anrufende müsste in ihrem Alter sein… Und der hakt nach: Du, jetzt ist was ganz Blödes passiert, die wollen beim Gericht meinen Verrechnungsscheck nicht, ich müsste meine Bonität mit einem Barbetrag nachweisen… kannst du mir bis morgen 40.000 Euro leihen? Aber bitte sag‘ deinem Mann nichts, das muss unser Geheimnis bleiben. Die Frau lehnt ab. So viel Geld habe ich nicht, und ohne meinem Mann sowieso nicht… Der Anrufer bleibt hartnäckig: 20.000 würde auch reichen, zur Not auch 10.000, oder kannst du mir nicht Schmuck für 24 Stunden überlassen? Als die Berlinerin rigoros sagt: Nein, und ohne meinen Mann auf keinen Fall, legt der Anrufer auf. Ein Kontrollanruf bei dem Verwandten, von dem sie meinte, er könne der geheimnisvolle Anrufer gewesen sein, bringt ein klares Nein. Er war es nicht, ein Betrüger hat versucht, zu Geld zu kommen.
Die Polizei kennt das als „Enkeltrick“. Wenn die Sache aus Sicht des Betrügers reibungslos läuft, sagt er zum Schluss, er schicke rasch einen Freund vorbei,um das Geld zu holen, und brächte es am nächsten Tag persönlich zurück. Letzteres geschieht natürlich nie. Was lernt man daraus? Niemals solche Sachen glauben, und auf keinen, aber wirklich auf keinen Fall die eigene Adresse sagen. Ein Anruf bei der 110 oder beim nächsten Polizeiabschnitt ist der richtige Weg. Dessen Telefonnummer sollten Sie übrigens auch auf dem Zettel am Kühlschrank haben, auf dem Sie alle anderen wichtigen Telefonnummern vermerkt haben.