Kiezgespräch
Veröffentlicht am 18.09.2019 von Gerd Appenzeller
Kein Zebrastreifen? Ein Zebrastreifen! Es gibt gerade im Berliner Norden ein schönes Beispiel dafür, wie in der Politik Aktion und Reaktion ablaufen. Die Akteure in Berlin-Reinickendorf sind der SPD-Abgeordnete Jörg Stroedter und die CDU-Abgeordnete Emine Demirbüken-Wegner. Das Spiel eröffnete der Sozialdemokrat am 16. September mit einem offenen Brief an die (CDU)-Bezirksstadträtin Katrin Schultze-Berndt, auch zuständig für Bauen. Sie habe, erinnert er sie, auf eine frühere Nachfrage seiner Partei in diesem Jahr erklärt, dass ein Fußgängerüberweg in der General-Barby-Straße an der Auguste-Viktoria-Allee gebaut würde – hier ein Bild von der Ecke. Nun sei September, und er, Stroedter, wolle wissen, ob das noch was würde in 2019. Schließlich seien die Mittel dafür bereits 2016 durch die Senatsverwaltung freigegeben worden, beantragt wurde der Zebrastreifen auf Initiative der SPD sogar schon 2015. Er, Stroedter, werde den Verdacht nicht los, dass er der CDU Reinickendorf-West nicht so recht am Herzen liege.
Das traf die CDU dann doch in eben dieses Herz, das sie natürlich auch für Reinickendorf-West hat, wer zweifelt da denn? Dies machte einen Tag später, am 17. September, eine Presseerklärung der Christdemokratin Emine Demirbüken-Wegner klar. Als gäbe es da nicht eine kleine Vorgeschichte, bedauert sie, dass die Bürgerinnen und Bürger im Kiez rund um die Auguste-Viktoria-Allee seit drei Jahren auf einen sicheren Überweg an der vielbefahrenen gleichnamigen Straße warteten. Aber an diesem Beispiel sehe man gut, wie inakzeptabel bürokratisch in Berlin – dem R2G-regierten, wohlgemerkt! – der Weg von der ersten Idee bis zur Realisierung eines solchen Vorhabens sei. Die Verkehrslenkung Berlin (jene Behörde, deren Namen man nicht aussprechen darf, Anmerkung der Redaktion) brauche mehr als eine Ewigkeit für die Abstimmung mit der BVG, Telekom, Wasserbetrieben „und wem sonst noch immer“. Aber dank einer Initiative der CDU-Baustadträtin Katrin Schultze-Berndt sei nun doch alles auf einem guten Wege. Im Oktober werde der Zebrastreifen eingerichtet.
Und als wäre dies nicht schon fast zu viel der guten Nachricht, wird sie noch von einer weiteren Mitteilung der CDU-Abgeordneten getoppt: Im Jahre 2020 werde auch an der Bernauer Straße/Medebacher Weg ein Übergang für Fußgänger gebaut.
Es ist wie die Geschichte von der Henne und dem Ei: Hat Jörg Stroedter gewusst, dass endlich was passiert, und wollte die Zeit nutzen, der CDU doch noch einen kleinen Nasenstüber zu verpassen? Oder hat er die CDU mit seinem offenen Brief geweckt und zu hektischer Kurzzeitaktivität gebracht? Gesprächsstoff genug, und deshalb eben: Kiezgespräch. – Text: Gerd Appenzeller
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