Kiezgespräch
Veröffentlicht am 28.10.2020 von Gerd Appenzeller
Gesundheitsamt Reinickendorf verfolgt nicht mehr jede Meldung. Als beispielhaft für Berlin galt seit Beginn der Pandemie die Arbeit des Gesundheitsamtes Reinickendorf. Dessen Leiter, Patrick Larscheid, bekam von Anfang an jede Unterstützung durch Bezirksbürgermeister Frank Balzer und die Kollegin und Kollegen des Bezirksamtes, die mit Personal aushalfen. Und in Reinickendorf war und ist man auch für die Hilfe der Bundeswehr dankbar. Die Soldatinnen und Soldaten helfen vor allem bei der Nachverfolgung von Infektionswegen.
Angesichts der berlinweit steigenden Zahlen von Neuinfektionen hat sich die Gefahr von Ansteckungen und einer weiteren Verbreitung des Coronavirus und damit einer möglichen Überforderung des Gesundheitssystems erhöht. Gleichzeitig ist der Arbeitsaufwand bei der Nachverfolgung der Infektionsketten stark gestiegen.
Aus diesem Grund hat das Gesundheitsamt Reinickendorf wie auch andere Gesundheitsämter in Berlin nun eine „Allgemeinverfügung“ erlassen, um noch schneller und unkomplizierter gegen die Verbreitung des Virus vorgehen zu können – hier das Original-Dokument (7 Seiten, PDF). Was bedeutet das aber? Ich habe Patrick Larscheid gefragt, hier ist seine „Botschaft“ an die Leserinnen und Leser des Reinickendorf-Newsletters:
„Der Text der Allgemeinverfügung entspricht dem, die es auch in anderen Bezirken gibt. Deshalb ist manches sicher in schwer verständlichem Juristendeutsch – deshalb helfe ich gerne, etwas Klarheit zu schaffen.
- 1. Wann immer der Verdacht besteht, dass das eigene Kind erkrankt ist und hier kein Zusammenhang zu bekannten Krankheitsfällen besteht, ist zunächst einmal der Kinderarzt aufzusuchen. Dort wird dann kompetent über weitere Maßnahmen entschieden.
- 2. Wenn ein Mitarbeiter in einem Betrieb erkrankt ist, ist er selber verpflichtet, darüber zu informieren, dass er erkrankt ist, er hat auch dem Gesundheitsamt mitzuteilen, ob es hier relevante Kontakte gegeben hat. Der Erkrankte selber, der nach wie vor vom Gesundheitsamt kontaktiert wird, soll allerdings seine nahen Kontakte eigenständig informieren und sie darüber in Kenntnis setzen. Wo immer das Gesundheitsamt die zeitliche Möglichkeit hat, werden die Kontaktpersonen von uns trotzdem angerufen. Dies können wir aber nicht in jedem Einzelfall garantieren.
- 3. Wenn Kolleginnen oder Kollegen aus meinem Umfeld erkrankt sind, ist es immer wichtig zu wissen, ob in einem bestimmten Zeitraum zu dem Erkrankten einen engen Kontakt gegeben hat und somit eine Ansteckungswahrscheinlichkeit besteht. Die Erkrankten selber wissen hierrüber am besten Bescheid und sollten deshalb auch im Zweifelsfall kontaktiert werden.
- 4. Das Gesundheitsamt unterhält nach wie vor eine Hotline, die allerdings entlastet werden kann, wenn so wenig allgemeine Fragen wie möglich gestellt werden. Grundsätzlich sind wir am liebsten für diejenigen da, die zu einem Erkrankten Kontakt hatten und natürlich für diejenigen, die selber erkrankt sind. Für alle anderen besteht ganz sicher ein allgemeines Interesse – aber wir wollen die Hotline möglichst von allgemeinen Anfragen freihalten. Das ist nicht befriedigend, und wir haben auch einen anderen Anspruch an unsere Auskunftsfähigkeit, müssen aber im Moment vor allem für unsere Patienten da sein.
- 5. Die wichtigste Botschaft lautet nach wie vor, reduzieren Sie Ihre Kontakte, auch innerhalb der Familie! Wir stecken uns an, indem wir mit anderen Menschen eng und lange in Kontakt bleiben. Wenn wir jetzt unsere Kontakte reduzieren, dann tun wir für uns und für die Gemeinschaft etwas Sinnvolles“
So weit Patrick Larscheid. Hoffen wir, dass wir es ohne eine solche allgemeine Quarantäne schaffen, dass die Kitas genauso weiter offen bleiben können wie die Schulen. Und halten wir uns an die Grundregeln, wie Abstand halten, Masken tragen, Hände waschen. Wer diese drei Regeln missachtet, ist kein besonders cooler Typ, und auch kein mutiger Widerstandskämpfer gegen staatliche Gängelung, sondern ein … Okay, das sage ich jetzt nicht, Sie wissen, was ich meine. Text: Gerd Appenzeller
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Dieser Text erschien zuerst im Tagesspiegel-Newsletter für Berlin-Reinickendorf. Den gibt es in voller Länge und kostenlos hier: leute.tagesspiegel.de (und natürlich auch für jeden anderen Berliner Bezirk)
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