Nachbarschaft
Veröffentlicht am 22.05.2019 von Gerd Appenzeller

Da hatte der Reinickendorfer SPD-Abgeordnete Jörg Stroedter durch Zufall das perfekte Timing erwischt: An einem Montagabend mit Gewitter und starken Regenfällen diskutierte er mit der Siedlergemeinschaft Mäckeritzwiesen, wie sie künftig dank 1,5 Millionen aus Siwana-Mitteln einen besseren Schutz vor Überschwemmungen bekommen könnten. Von der Idee, dort eine Art von Pilotprojekt zu starten, hatte der 65-jährige Reinickendorfer Abgeordnete seine Kolleginnen und Kollegen aus den drei Regierungsfraktionen überzeugen können. Stefan Tidow, Staatssekretär in der Senatsumweltverwaltung, nannte es eine Maßnahme des Katastrophenschutzes, die auf den Mäckeritzwiesen eingeleitet werden soll. Und Katastrophen waren es tatsächlich auch, die über die Siedler immer wieder, zuletzt im Starkregensommer 2017, hereinbrachen. Wege und Grundstücke standen meterhoch unter Wasser, Kanalisation gibt es hier nicht. Lange auch waren die Siedler dort überhaupt nur geduldet. Jörg Simon, Vorstandsvorsitzender der Wasserbetriebe, will ein Ingenieurbüro mit der Ausarbeitung eines Planes für ein Regenrückhaltebecken und den Bau einer Pumpstation Richtung Hohenzollernkanal beauftragen, kündigte er an.
Fertig sein könnte alles schon Ende 2020. Ob ein altes Regenrückhaltebecken, das in den Achtzigerjahren stillgelegt und zugeschüttet worden war, wieder aktiviert werden kann, ist unklar. Für die BVV war am Montagabend SPD-BVV-Mann Ulf Wilhelm dabei, Vorsitzender des Stadtplanungsausschusses. Jedenfalls waren die Siedler, die sich am Montagabend in der kleinen, hölzernen Dreieinigkeitskirche an der Mäckeritzbrücke versammelt hatten, geradezu dankbar, dass sich endlich jemand um sie kümmerte – und Stroedter mag sich an diesem Abend ein bisschen wie der Weihnachtsmann gefühlt haben, auch wenn es ja nicht sein eigenes, sondern Steuerzahlergeld war, das er mitbrachte.
Die Mäckeritzwiesen liegen südlich des Flughafens Tegel am Hohenzollernkanal. Die Bewohner leben dort mit dem Dröhnen der Motoren, das sich unmittelbar am Flughafen nicht gar so romantisch anhört wie in dem schönen Lied von Reinhard Mey. Vor allem seit den Starkregenfällen 2017 melden sie immer wieder „Land unter“.
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