Nachbarschaft
Veröffentlicht am 13.05.2020 von Gerd Appenzeller
Christiane von Dallwitz, Apothekerin aus Berlin-Hermsdorf.
Was wird sie wohlkünftig machen? Das haben sich viele Menschen im Norden Berlins gefragt, als Christiane von Dallwitz zum Jahreswechsel ankündigte, ihre Hirsch-Apotheke in Hermsdorf abzugeben. Guten Bekannten hatte sie schon damals gesagt, dass sie natürlich im Herzen Apothekerin bliebe und selbstverständlich helfen würde, wenn irgendwo Not an der Frau sei. Von Corona hat damals niemand geredet. Jetzt habe ich sie gefragt: Wie geht’s denn so? Und hier ist ihre Antwort:
„Im Januar habe ich mich noch mit der kompletten Abwicklung der Apotheke befasst, dies war mindestens ebenso intensiv in der Nachschau wie die Gründung oder Übernahme einer Apotheke. Alle drei Modalitäten sind nun durchlebt.
Im Februar habe ich einen hilferufenden Kollegen erhört und mehrere Tage eine Apotheke in Oranienburg geleitet. Und dabei erlebt, wie vielfältig und unterschiedlich die Menschen doch selbst in relativ geographischer Nähe sein können…
Ab März war ich dann die Florence Nightingale* meiner ehemaligen vernetzten Apothekenkollegen. Durch den akuten Mangel an Desinfektionsmitteln war Kreativität gefragt. In Erinnerung an Heinz Rühmann in der Feuerzangenbowle „Die alkoholische Gärung meine Herren!“ habe ich aus der Zuckerrübenfabrik in Anklam den dort anfallenden hochprozentigen Bio-Ethanol in 20-Liter-Kanistern raumfüllend in meinem PKW als unangemeldeten Gefahrguttransport sicher nach Berlin gebracht. Nach der Herstellung von anwendbarem und deklariertem Desinfektionsmittel daraus haben wir Altenheime, Pflegeheime und Arztpraxen versorgen können.
Es waren schöne Fahrten über das Land ( dem social distancing entkommend) mit einem Blick auf die Großbaustelle Nordstream2. Bisher war mir dieses Großprojekt irgendwie fern.“
*: Anmerkung der Redaktion: Was Christiane von Dallwitz natürlich weiß, aber nicht geschrieben hat, ergänze ich hier gerne: Florence Nightingale war eine britische Krankenschwester, die heute als Begründerin der modernen Krankenpflege gilt, und das nicht nur in ihrer Heimat Großbritannien, sondern weltweit. Geboren wurde sie am 12. Mai 1820, also gestern vor 100 Jahren, und ihr Geburtstag wird als internationaler Tag der Pflege begangen. Sie starb 1910, 90-jährig. – Text: Gerd Appenzeller
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