Nachbarschaft
Veröffentlicht am 24.02.2021 von André Görke
Andreas Rietz, Remisen-Retter
„Das kann doch nicht sein!“ Das war der Tenor zweier Anrufe, die ich nach dem Bericht über die verfallende Remise auf dem Gelände der Freiwilligen Feuerwehr Hermsdorf in der Heinsestraße bekam. Falls Ihnen das Foto entgangen ist – zu dem ich die provozierende Frage stellte, ob das Bild vielleicht 1988 in Ost-Berlin entstanden sei – können Sie es unter diesem Tagesspiegel-Link noch einmal anschauen.
Im Nachbarschaftsportal nebenan.de entdeckte ich einen Tag später einen Aufruf zur Gründung einer Bürgerbewegung, deren Ziel die Rettung der Remise sein sollte. Ganz offensichtlich war das eine Reaktion auf die Veröffentlichung im Reinickendorf-Newsletter des Tagesspiegels. Ich schrieb den Initiator, Andreas Rietz, an, ohne sofort zu realisieren, dass es sich bei ihm um den stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden der Grünen in der BVV handelt.
Rietz, Jahrgang 1956, geborener Hamburger, ist Architekt. Nachhaltige Entwicklung gehört auch beruflich zu den Schwerpunkten seiner Tätigkeit. Er ist Leiter des Referates Nachhaltiges Bauen im Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR). Seit 1994 leben er und seine Familie in Hermsdorf. Jeden Tag kommt er auf dem Weg zur S-Bahn an der Feuerwache vorbei und ärgert sich seit Jahren über den Verfall des ehemaligen Pferdestalls auf dem Gelände. Er sagte mir, zu seinem politischen Themenfeld – er ist seit 2011 Mitglied der Grünen-BVV-Fraktion – gehöre, als bau- und stadtentwicklungspolitischer Sprecher, natürlich auch der Blick auf jene Gebäude, die unter Denkmalschutz stehen. Die Remise gehört dazu.
Er erinnerte mich an einen Antrag, den die BVV auf Initiative seiner Fraktion beschlossen hatte. Darin heißt es: „Dem Bezirksamt wird empfohlen, sich mit Nachdruck bei den zuständigen Stellen dafür einzusetzen, dass der ehemalige Pferdestall auf dem Gelände der Feuerwache in Berlin-Hermsdorf kurzfristig denkmalgerecht saniert und der Feuerwehr zur Nutzung zur Verfügung gestellt wird.“
Das Bezirksamt hatte so geantwortet: „Bezugnehmend auf den Zwischenbericht vom 20.01.2015 kann das Bezirksamt berichten, dass die Berliner Immobilienmanagement GmbH (BIM) nicht die finanziellen Mittel zur Verfügung hat, um die Remise kurz- oder mittelfristig zu sanieren. Die BIM befindet sich aber in Gesprächen mit der Feuerwehr darüber, wie weiter verfahren wird, um eine zufriedenstellende Lösung zu finden…“
Seit der Recherche des Tagesspiegels stellt sich für Andreas Rietz die Situation aber deutlich dramatischer dar. Denn jetzt droht ja der weitere Verfall, der dann in einer Art von unausweichlichem Abriss enden wird.
Für ihn zählt das Argument des öffentlichen Eigentümers nicht, es gebe keine Nutzung für die Remise und die Feuerwehr halte das Gebäude nicht für betriebsnotwendig. Er schreibt mir:
„Ich weiß von der Feuerwehr, dass sie dieses Gebäude gerne für die Jugendfeuerwehr Hermsdorf-Lübars nutzen würde. Allerdings verfügt der Förderverein der Freiwilligen Feuerwehr Berlin-Hermsdorf und der Jugendfeuerwehr Berlin-Hermsdorf-Lübars e.V. natürlich keinesfalls über die finanziellen Möglichkeiten, um eine denkmalgerechte Sanierung dieses Gebäudes vornehmen zu können.
Mit meiner Initiative verfolge ich deshalb mehrere Ziele: Erstens aktuell die Hermsdorfer Öffentlichkeit zu informieren, um einen Abriss des Gebäudes zu verhindern. Zweitens alle Möglichkeiten zu untersuchen, zumindest die finanziellen Mittel für eine bauliche Sicherung des Gebäudes zu aktivieren. Drittens, Wege zu finden, wie dieses Gebäude dann denkmalgerecht saniert und einer langfristigen Nutzung zugeführt werden kann“.
Er habe die Initiative bewusst als Privatmann und Hermsdorfer Bürger gestartet, um nicht in eine parteipolitische Diskussion zu geraten. Unabhängig davon werde seine Fraktion sich aber für den Erhalt des Gebäudes einsetzen. Wenn Sie diese Initiative unterstützen wollen, schreiben Sie bitte an: remise-hermsdorf@web.de
Wer soll hier als nächstes vorgestellt werden? Sie selbst? Jemand, den Sie kennen? Wir freuen uns auf Ihre Vorschläge unter: gerd.appenzeller@tagesspiegel.de