Nachbarschaft

Veröffentlicht am 29.03.2023 von Lisa Erzsa Weil

Der evangelische Kirchenkreis Reinickendorf hat einen neuen Superintendenten: Pfarrer Thomas Harms. Gewählt wurde Harms am 18. März auf der Kreissynode – das ist das Parlament des Kirchenkreises. Bei der Wahl konnte sich der 57-Jährige mit 39 zu 27 Stimmen gegen das konkurrierende Team aus Pfarrer Volker Lübke und Pfarrerin Ute Sauerbrey durchsetzen. Er wurde für die Dauer von zehn Jahren in die Superintendentur gewählt.

„Der bunte und hochgradig facettenreiche Kirchenkreis Reinickendorf bietet für mich große Gestaltungs- und Verantwortungsbereiche, besonders – aber nicht nur – im sozialen Bereich“, sagte der gebürtige Lüneburger nach seiner Wahl mit Blick auf steigende Kinderarmut, Armut generell und Einsamkeit im Alter in einigen Teilen des Bezirks. Hier möchte Harms auch Dinge verändern.

Harms kommt aus Niedersachsen, lebt momentan noch in Göttingen. Iris Kallin, Pressesprecherin des Kirchenkreises Reinickendorf, erklärt diesem Newsletter gegenüber, dass sich Menschen aus allen Teilen Deutschlands auf das Amt bewerben konnten: „Es hätte auch jemand aus München oder Hamburg werden können, so lang die Kriterien erfüllt sind.”

Auf die deutschlandweite Ausschreibung hatten sich Einzelkandidat:innen und ein Zweierteam beworben. Ein Gremium führte dann Gespräche und lud ausgewählte Kandidat:innen auf Grundlage ihrer Qualifikationen zur Vorstellung ein. In einer Geheimwahl wurde dann auf der Kreissynode abgestimmt. Der Blick von außen, den Harms mitbringt, kann laut Kallin eine Chance sein. Harms werde in Zukunft nach Berlin ziehen.

Der 57-jährige Harms hat Theologie und Pädagogik studiert und als Pfarrer in verschiedenen Handlungsfeldern der Hannoverschen Landeskirche gearbeitet. Er war viele Jahre lang Gefängnisseelsorger, neun Jahre Diakoniepastor in Göttingen und drei Jahre Pastor im Grenzdurchgangslager Friedland. Als Sondervikar war Harms im Maßregelvollzug und als Gemeindepastor sowohl in Göttingen als auch im ländlichen Südniedersachsen tätig. Von 2020 bis 2021 war der neue Superintendent Vorstand des Diakonischen Werkes Christophorus in Göttingen, seit August 2021 ist er Pastor der Nicolaikirchengemeinde in der kleinen Stadt Herzberg am Harz.

Darüber hinaus war Harms auch politisch aktiv: Von 2016 bis 2021 war er Ratsherr im Göttinger Stadtrat und sozial- und bildungspolitischer Sprecher seiner Fraktion Bündnis 90/Die Grünen. Sechs Jahre lang war er außerdem Ortsbürgermeister im Ortsrat Geismar, einem Stadtteil südlich von Göttingen, sowie Vorstandsmitglied der Telefonseelsorge Göttingen. Zudem war er sechs Jahre Vorstandsvorsitzender eines Nachbarschaftszentrums und eines Stadtteilbüros in der Universitätsstadt. Er hat vier erwachsene Kinder.

  • Foto: Kirchenkreis Reinickendorf / Hanna Halfon
  • An dieser Stelle haben wir mit der vorigen Superintendentin, Beate Hornschuh-Böhm, über ihren Job und Krisen und Debatten dieser Zeit gesprochen (T+).
  • Welches Projekt oder welche Reinickendorfer Persönlichkeit soll hier als nächstes vorgestellt werden? Sie selbst? Jemand, den Sie kennen? Wir freuen uns auf Ihre Vorschläge unter: lisa.weil@extern.tagesspiegel.de