Intro

von André Görke

Veröffentlicht am 10.04.2018

Willkommen zurück aus den Osterferien. Ist der Ohrensessel richtig eingestellt? Der Kamilletee liegt gut in der Hand? Ipad-Akku ist aufgeladen? Prima, dann los.

Fahrrad-Irrsinn am Bahnhof Spandau. Der Mann ist kein Unbekannter, war 25 Jahre SPD-Mitglied und Fraktionschef in Spandau: Jetzt hat sich Jens Julius beim Spandau-Newsletter gemeldet. Ihm geht da nämlich ziemlich was gegen den Strich – und zwar jeden Tag: „Egal, wann ich mit dem Fahrrad zum Bahnhof fahre, selbst Samstag früh um 6.30 Uhr: die Stellplätze sind IMMER belegt.“ Neulich war der ehemalige SPD-Politiker („Nein, ich bin in keiner anderen Partei“) zu Besuch in der Stadt Münster: „Da gab’s ein Fahrradparkhaus – mit abschließbarer Box, Schlosserdienst und Waschanlage für 3,50 Euro.“ Da war er ganz schön neidisch.

Die ewige Debatte. So ein Fahrrad-Parkhaus hat auch Swen Schulz, SPD, auf der Transrapid-Brache zwischen ICE-Bahnhof und Arcaden vorgeschlagen (nachzulesen hier im Tagesspiegel-Newsletter). Und von abschließbaren Boxen hat uns neulich erst Andreas Wunderlich vom Altstadt-Management vorgeschwärmt, denn: „Wo sollen die Touristen vom Havel-Radweg mit ihren Taschen hin? Keine Chance, die radeln einfach weiter.“ Und – zack! – weg ist das Geld für die Gastro.

2018 gibt’s endlich Bewegung. Jetzt hören wir das: In Zusammenarbeit mit dem Bezirk werde derzeit eine „Machbarkeitsstudie für mögliche Standorte für sichere Fahrradabstellanlagen erstellt“, schreibt jetzt Stadtrat Frank Bewig, CDU, an den Spandau-Newsletter. „Es sollen sowohl geschlossene als auch offene Abstellanlagen für Fahrräder errichtet werden.“ Der Bezirk sei mit der Stellplatzsituation für Fahrräder am Bahnhof auch „unzufrieden“, schimpft Bewig. „Die Anlagen reichen für die Pendler nicht aus – sie stellen ihre Fahrräder an jede Litfaßsäule, an jeden Mast, um rechtzeitig die Bahn zu erreichen.“ Der CDU-Politiker Peter Trapp schlägt hier im Spandau-Newsletter vor, Videokameras am hinteren und bereits überdachten Fahrradstellplatz an der Seegefelder Straße zu installieren. „Das ist Privatgelände, da geht das.“ Quasi fürs schnelle Sicherheitsgefühl.

Wirtschaft fordert, Bahn murrt. „Fahrradtourismus wird absehbar eines der Leitthemen des Spandau-Tourismus“, schreibt Patrick Sellerie, Chef der Wirtschaftsförderung, an den Spandau-Newsletter. Und: „Abschließbare Fahrradboxen“ sind „zwingend mitzudenken“ für die Zukunft. Das Rathaus stehe in Kontakt mit Arcaden-Manager Andreas Keil. „Er sieht nicht nur den Bedarf, sondern ist vor allem bereit, solche Anlaufstellen zu schaffen.“ Jetzt muss nur noch die Bahn überzeugt werden. Könnte mühsam werden, denn die murrte mäßig inspiriert auf unsere Newsletter-Anfrage: „Laut ÖPNV-Gesetz sind für den ruhenden Verkehr die Städte und Kommunen verantwortlich.“ Klingt nach: Wir machen da nix.

Pssssst, kleines Radler-Geheimnis. Ein erster Mini-Schritt sei übrigens schon getan, erzählt Sellerie – und verrät: „An der Center-Information der Arcaden erhält man für den Fall der Fälle kostenlos Flickzeug für eine kleine Reparatur.“

André Görke ist stellvertretender Berlin-Chef beim Tagesspiegel und hat im Gibraltar-Osterurlaub so viele schöne rote Telefonzellen gesehen, dass er prompt Heimweh nach Spandau bekam („Ist ja wie früher am Rathaus hier“). P.S.: Dank an Robert Klages, der hier die letzten zwei Wochen eingesprungen ist. Wenn Sie uns schreiben möchten: spandau@tagesspiegel.de