Intro
von André Görke
Veröffentlicht am 15.01.2019
beginnen wir mit uns Ölsardinen. Hier kommt Lektüre für Verkehrssenatorin Regine Günther (parteilos, für Grüne) – erlebt heute Morgen, 6.34 Uhr, am Bahnhof Spandau. Weil die S-Bahn nicht fährt, müssen alle in die Regionalbahn.
- Prolog. Zug fährt ein. Der hintere Teil fehlt. Leichte Panik auf dem Bahnsteig. Türen öffnen sich, das Schieben beginnt – so knallvoll war der RB 10 noch nie.
- 1. Fahrgast: „Bitte durchrutschen!“ Alle tippeln ein Stück zusammen.
- 2. Fahrgast (clever im Türrahmen stehend): „Ich muss aber nächste raus … “ Wird nach hinten geschoben.
- 3. Fahrgast: „Bitte noch mehr durchrutschen!“ Schnaufen.
- 4., 5., 6. … 500. Fahrgast: „Autsch!“ Alle stehen sich auf den Füßen rum.
- Zugführer: „Bitte Tür freimachen – wir können nicht abfahren!“
- Zug steht drei Minuten am Bahnsteig – die Luft ist erdrückend.
- Fahrgast: „Ich muss hier leider raus – jetzt, sofort, sonst kotze ich Sie alle voll … ich kriege schlimme Platzangst!“ Quetscht sich raus und atmet tief durch. Mitleidsblicke.
- Zugführer (freundlich übers Bordmikro): „… ich lasse den Zug räumen, wenn die Türen …“
- 7. Fahrgast: „Das überlebst du nicht!“
- Zugführer (erschöpft): „… pfff, ach, Mann!“
- 8. Fahrgast: „Kriegt das eigentlich einer mit, was wir uns hier antun?“ Fahrgäste schieben weiter und weiter – und lächeln sich tapfer zu. Dann endlich: „Piep, Piep, Piep.“ Die Tür schließt. Abfahrt.
Dank an alle tapferen Mitreisenden. Bis morgen früh! Und jetzt legen wir hier los. Abfahrt.
Der Text stammt aus dem neuen Spandau-Newsletter des Tagesspiegel – den können Sie kostenlos und komplett lesen unter leute.tagesspiegel.de. Ich freue mich auf Sie.
André Görke ist stellvertretender Berlin-Chef beim Tagesspiegel. Tipps, Termine, Leserbriefe: spandau@tagesspiegel.de.