Intro
von André Görke
Veröffentlicht am 07.01.2020
Berlin plant eine neue Feuerwache in Spandau. Seit Herbst 1963 steht die Wache der Berufsfeuerwehr Spandau Süd direkt am Hafenbecken – Betckestraße, Wilhelmstadt, alte Bäume, schweres Kopfsteinpflaster. Im Wasser liegt Berlins einziges Feuerwehr-Löschboot – hier ein Foto. Aber dabei soll es nicht bleiben: Der Senat plant ganz aktuell den Neubau einer Feuerwehr-Rettungswache im Berliner Westen – ebenfalls in der Wilhelmstadt. Das geht aus einem Senatspapier hervor.
So klar und deutlich wie nie zuvor schreibt die Senatsverwaltung für Inneres um Andreas Geisel, SPD, in der Abgeordnetenhaus-Akte 21646: „Für den Bereich Spandau ist ein Neubau für die Rettungswache Wilhelmstadt geplant.“ Es wird sogar überraschend konkret: „Die geschätzten Kosten betragen zum derzeitigen Stand 3.250.000 Euro.“ Für den Neubau wird bereits „nach einem geeigneten Grundstück gesucht“. Das erfuhr jetzt Maik Penn, CDU, von Geisels Staatssekretär Torsten Akmann. Die neue Rettungswache ist etwa so groß wie die am Waldkrankenhaus.
Und wo könnte die neue Wache entstehen? Vielleicht an der Knobelsdorf-Kaserne, wo SEK und Bundespolizei 300 Millionen Euro ab 2021 verbauen wollen? Staatssekretär Akmann schreibt: „Die Findung geeigneter Standorte für Neubauten erfolgt stets in enger Abstimmung zwischen der Berliner Feuerwehr, dem Bezirk und dem Berliner Immobilienmanagement GmbH. Ausschlaggebend ist letztlich die Geeignetheit des Grundstücks aus einsatztaktischer Sicht.“ Der Blick richtet sich nach Westen, weil dort Spandau weiter wachsen wird.
Könnten alte Feuerwehr-Grundstücke in Spandau genutzt werden? Auch das wollte CDU-Politiker Maik Penn vom Senat wissen. Staatsekretär Akmann schreibt dazu: „Nein, es können keine Standorte reaktiviert werden.“ Aber was wurde aus den bisherigen Wachen in den Spandauer Kiezen? Hier die schnelle Newsletter-Übersicht:
- Die Feuerwehr Staaken zog 1975 in den Neubau an der Hackbuschstraße. Die alte Wache mit dem markanten Türmchen in der Gartenstadt Staaken (Bj 1924) dient heute als Kieztreff am Heidebergplan – hier ein Foto, im Hintergrund ist die alte Wache zu sehen.
- Die Feuerwehr Kladow zog 1987 in den Neubau am Dorfplatz. Die alte Wache am Friedhof war erst Gartencenter, dann Ramschbude und wird bald abgerissen. Hier ein Foto.
- Die Feuerwehr Gatow zog 2013 in den Neubau in der Kurve. Die alte Dorfwache (Foto) dient seitdem als Bio-Markt. Staatsekretär Akmann: „Das ehemalige Gebäude der FF Gatow ist in der Zugehörigkeit der Bezirksverwaltung. Es ist als Feuerwache ungeeignet (nur ein Stellplatz, Sozialräume unzureichend) und entspricht nicht dem Standard und den Grundbedürfnissen einer Feuerwache.“
Städtische Neubauten wie Feuerwachen sind selten Projekte, die extrem schnell umgesetzt werden können. Die Rettungswache wird nicht morgen gebaut. Doch auch die Feuerwehr an der Betckestraße schießt lieber etwas langsamer aus den Hallen.
Das Kopfsteinpflaster vor der Feuerwache wird nämlich immer übler – hier ein Foto vom Wochenende. Die Betckestraße hat Charme, ist aber rumpelig. Wenn die Löschfahrzeuge mit Blaulicht zum Einsatz donnern, wackelt in den Häusern die Schrankwand. In den Rathaus-Akten steht schwarz auf weiß: „Die Feuerwehr meldet Schäden an ihren Einsatzfahrzeugen, die auf den schlechten Zustand der Fahrbahn zurückzuführen sind.“ Und irre laut ist das auch noch: „161 Anwohner sind in der Nacht von gesundheitsschädlichen Schallpegeln über 55 dB(A) betroffen.“ Der Bezirk möchte daher die Betckestraße asphaltieren und schätzt die Kosten auf 1,25 Millionen Euro. Baustart: unklar. Aber auch hier ist der erste Schritt gemacht. Quelle: Investitionsmaßnahmen Rathaus Spandau (Tiefbau, PDF)
Spandau-Quiz: Wer war noch mal der Namensgeber der Betckestraße? Na? Benannt wurde sie 1914 nach Johann George Adam Betcke, einem Spandauer Bürgermeister – und Bäcker. Jetzt wissen Sie’s. Quelle: Straßenlexikon Kauperts – Text: André Görke
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