Am Sonntag wurde an 91 Tote erinnert, an die sonst keiner gedacht hätte. Wenn Tote keine Familie oder Freunde haben, springt das Rathaus in Berlin-Spandau ein: „behördliche Bestattung“ nennt sich das. Bisher ein karger Verwaltungsakt: Mensch tot, Akte zu, Pfahl in der Boden – und Tschüs. 2019 hat die Politik beschlossen, das zu ändern. Am Sonntag fand jetzt die erste Gedenkfeier in der Kirche St. Nikolai statt, vorneweg in der Altstadt: Pfarrer Viktor Weber. Heute sein Fazit im Spandau-Newsletter: „Die Veranstaltung war naturgemäß traurig, wichtig und würdevoll und fühlte sich extrem sinnstiftend an.“ Es waren 80 Personen da, darunter Bürgermeister Helmut Kleebank, SPD. Weber: „Ihm danken wir für diese Initiative. Die St. Nikolai Kirche war ein geeigneter Ort. Stolz bin ich auf die vielen Konfirmandinnen und Konfirmanden, die extra gekommen sind und die Kerzen für die einsam Verstorbenen angezündet hatten. Und ich bin dankbar für einen Spender, der für die Kosten aufgekommen ist.“ Respekt.

Der Wunsch des Pfarrers? „Für nächstes Jahr hätten wir gerne noch weitere Akteure an Bord, etwa die katholische Kirche und nichtkirchliche Gruppen.“ Ob es darauf schon bald Reaktionen gibt? Ich bin gespannt. – Text: André Görke
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Zum Autor des Newsletters: André Görke ist stellvertretender Berlin-Chef beim Tagesspiegel und groß geworden in Spandau. Kontakt: spandau@tagesspiegel.de