Intro

von André Görke

Veröffentlicht am 09.11.2020

Sekt, Tränen, Feuerwerk: TXL ist nach 60 Jahren dicht. Dass ausgerechnet die allerletzte Maschine nicht über Berlin-Spandau flog (sondern über Pankow), ist schon absurd nach 60 Jahren Dauerkrach – aber geschenkt. Dabei wollten Fans und Feiernde „Tschüs“ sagen.

  • Aus Staaken schrieb Heiko Melzer, CDU, in seinem Blog „Zuhause in Staaken“: „Danke & bye bye! Über Staaken ist die letzte Maschine zwar nicht geflogen, dennoch gibt es im Ortsteil vereinzelt Feuerwerk: aus Wehmut und Freude.“
  • Aus Siemensstadt meldete Rebekka Kurpiers-Stahl von der „Initiative Kiez Siemensstadt“ kleine Feiern und Feuerwerk zum Abschied: „Für die Alt-Berliner und viele andere war es das Tor zur Freiheit oder Arbeitsstelle, für andere einfach nur nervend.“
  • Aus Hakenfelde berichtete Willi Loose vom Fahrradnetzwerk von einer „dröhnenden Ruhe“, die sich in der TXL-Schneise seit dem Wochenende breit mache. „Prompt haben wir eine Flasche PinotPix Cremant geleert. War köstlich.“

Nach den TXL-Fliegern kommen jetzt die Abrissbagger. Die neue Wasserstadt mit 2500 Wohnungen wird noch schneller wachsen. An der Rhenaniastraße 35 rücken nun die Bagger an: Gebäude, Industrieanlagen und Asphalt sollen abgerissen werden („ab Februar 2021“). Dieser Termin geht aus der ganz frischen Ausschreibung der Gewobag um Snezana Michaelis und Markus Terboven hervor: hier der Link. Damit ist das Gewerbeviertel endgültig Geschichte. Dort hatten Möbelhändler, Autoschrauber und ein BMW-Club seinen Sitz. Manche Firmen fühlen sich vom Senat rausgeworfen. Der Abriss gehört zum dritten Teilprojekt mit 1000 neuen Wohnungen, die dort bis 2025 entstehen.

Hollywood und Hochzeiten: Was wird aus der Firma „Traditionsbus“? So heißt die Firma von Stefan Freytag, die gleich nebenan an der Daumstraße ihren Sitz hat. 60 historische BVG-Busse stehen dort in den Hallen; 14 sind sogar zugelassen – sie fahren zum Beispiel auf der BVG-Ausflugslinie über Heerstraße und Havelchaussee zur Pfaueninsel. Vermietet werden die Oldtimer aber auch an Hollywood und Hochzeiten. Seit 2005 hat das Unternehmen in Spandau seinen Sitz.

„Unser Mietvertrag wurde um ein Jahr bis zum 31. Dezember 2021 verlängert“, erzählt mir Freytag. Und danach? „Das Zentrum für Industriekultur kümmert sich derzeit um uns und spricht die unterschiedlichsten Berliner Verwaltungen an, ob es nicht vielleicht doch irgendwo ein Plätzchen für uns gibt. Aber auch wenn es dieses geben sollte, bleibt weiterhin die Frage: Wie sollen wir das bezahlen? Denn so günstig wie jetzt werden wir wohl nie wieder eine Unterstellmöglichkeit in Berlin und auch nicht im Umland finden. Wir denken schon über eine neue Namensgebung wie „Traditionsbus Uckermark“ nach…“

Am Wochenende waren die Busse ebenfalls im TXL-Einsatz: auf Abschiedstournee in Tegel. Hier Fotos von den Raritäten aus Spandau. Text: André Görke
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Dieser Text stammt aus dem Tagesspiegel-Newsletter für Berlin-Spandau. Den gibt es in voller Länge und kostenlos hier: leute.tagesspiegel.de

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