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von André Görke

Veröffentlicht am 28.07.2022

Was macht Berlin-Spandau in der Energiekrise? Ich fragte Bürgermeisterin Carola Brückner, SPD, nach den Ideen und Plänen – und die meldete sich prompt aus ihren Ferien.

„Wir prüfen derzeit mit unseren Energiebeauftragten sämtliche Einsparpotenziale für unsere circa 200 Liegenschaften, mit denen wir unseren Energieverbrauch kurzfristig noch stärker senken können“, sagte mir die Bürgermeisterin. Bis zum Spätsommer wird die Liste fix sein. „Vor Beginn der Heizperiode“ soll’s schließlich auch umgesetzt sein.

Wird das Rathaus nicht mehr beleuchtet? Hier mein Foto, wie es dort um 22.30 Uhr aussieht.

In allen Bezirken werden gerade die Lichter gedimmt oder ausgeschaltet, da wird der Rathausturm in Spandau vermutlich keine exotische Ausnahme bleiben. Umweltsenatorin Bettina Jarasch, Grüne, hatte gerade erst erzählt, berlinweit 200 Sehenswürdigkeiten dunkel zu lassen (also jene in Landeshand). Das spart Energie, aber zunächst kein Geld. Die einmaligen Kosten für das manuelle Abschalten der einzelnen 1400 Strahler durch Elektrotechniker liegen nämlich in ähnlicher Höhe wie das eingesparte Geld durch den weniger verbrauchten Strom.

Werden Amtsstuben oder Sporthallen weniger geheizt? Das steht jetzt auf Spandaus Check-Liste. „Um mal exemplarische einige Maßnahmen zu nennen“, so Brückner: „Mit niedrigeren Raumtemperaturen werden wir den Energiebedarf spürbar senken können. Jedes Grad weniger senkt den Energiebedarf um etwa sechs Prozent. Welche Raumtemperatur das dann im Winter jeweils sein wird, prüfen wir gerade.“ Aber auch die Wartung der Technik ist wichtig.

„Ob im Rathaus oder in Sporthallen in Spandau: Auch die optimierte Einstellung von älteren Heizungen hilft beim Energiesparen“, so Brückner. Laut Verbraucherzentrale können durch so eine Maßnahme weitere 10 bis 15 Prozent des Energieverbrauchs vermieden werden.

„Ältere Heizungspumpen sind bekanntlich auch Stromfresser. Aber jene Maßnahmen, die mit Investitionen und energetischer Sanierung verbunden sind, werden vermutlich nicht in wenigen Wochen umsetzbar sein“, sagt die Bürgermeisterin. „Die Energiebeauftragten im Bezirksamt erstellen derzeit einen Sanierungsfahrplan für alle bezirklichen Gebäude.“

Nicht nur wegen der Energiekrise steht im Rathaus vieles auf dem Prüfstand, im Sommer wurde das lange diskutierte Klimaschutzpaket beschlossen.

Für die Besitzer der 500 Gebäude in der Altstadt wurde von der Klima-Stabsstelle eine Studie über die Nutzung der Solarenergie beauftragt, die das Potenzial für jedes Dach aufzeigt. Und Brückner hat konkrete Tipps für Sie.

Zweimal im Monat läuft in der Altstadt zum Beispiel eine kostenlose Energieberatung in Kooperation mit der Verbraucherzentrale in der „Klimawerkstatt“, die vom Bezirksamt zwischen der Kirche St. Nikolai und Marktplatz angeboten wird, erzählt Brückner, bei der auch die Leitstelle für Klimaschutz angesiedelt ist. Hier die Seite: klimawerkstatt-spandau.de.

„Für August und September sind noch Termine frei“, sagt Brückner und nennt noch ein weiteres Beispiel.

„Die Klimawerkstatt verleiht auch kostenlos Strommessgeräte. Damit lässt sich herauffinden, welche Haushaltsgeräte besonders viel Energie verbrauchen. Darüber hinaus informiert unsere Klimawerkstatt regelmäßig über Beratungsangebote wie den kostenlosen Strom-Spar-Check der Caritas für einkommensschwache Haushalte.“ Hier gibt’s mehr Infos: www.caritas.de/glossare/stromspar-check

„Für den Gas-Notfallplan ist Berlin zuständig und trifft derzeit entsprechende Vorkehrungen für den Ernstfall“, berichtet die Bezirksbürgermeisterin. Die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe koordiniere aktuell die Erstellung eines Maßnahmenpakets zu kurzfristigen Energieeinsparung der öffentlichen Hand.

Das wird auch die beiden Schwimmhallen an der Gatower Straße und an der Radelandstraße treffen, deren Saison im September beginnt. Das Bade- und Duschwasser dürfte in diesem Winter kühler sein.

„Das alles passiert in enger Abstimmung mit den Bezirken und umfasst mögliche Energiesparpotenziale wie die Absenkung der Wassertemperaturen in Schwimmbädern, das Abschalten der Außenbeleuchtung an öffentlichen Gebäuden oder das Reduzieren von Straßenbeleuchtung“, sagt Brückner zur Sparliste. „Als kurzfristige Maßnahme mit hohem Energieeinsparpotenzial wird insbesondere die Optimierung der Gebäudeheizung gesehen.“

„Ich habe alle Betriebe, Einrichtungen sowie alle Spandauerinnen und Spandauer dazu aufgerufen, die jeweiligen Möglichkeiten zum Energiesparen zu nutzen. Am Herzen liegt mir auch, dass wir finanziell nicht gut aufgestellte  Spandauerinnen und Spandauern angesichts der Krise besonders unterstützen“, sagt Brückner. „Deshalb begrüße ich es ausdrücklich, dass der Senat derzeit die Einrichtung von Wärmeräumen für den Winter prüft. Allerdings halte ich den Vorrang der Versorgung von Privathaushalten mit Gas für notwendig. Die Auffassung des Bundeswirtschaftsministers Robert Habeck spaltet unsere Gesellschaft.“ Soweit die Bürgermeisterin. – Text: André Görke
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