Kiezkamera

Veröffentlicht am 16.10.2018 von André Görke

85 Jahre Insel Imchen. Seit Herbst 1933 steht die Insel Imchen unter Naturschutz. Kennt jeder, liegt direkt vor dem Hafen in Kladow, der BVG-Dampfer nach Wannsee schippert stets daran vorbei. Berühmt für seine Vogelkolonien und den geheimnisvollen Urwald. Betreten strengstens verboten. „Wie geht’s der Insel eigentlich so?“, wollten wir für den Spandau-Newsletter wissen. Der Wildtierbeauftragte des Senats, Derk Ehlert, verrät’s hier und heute.

Biber entdecken Insel Imchen. „Stellen Sie sich aufmerksam ans Ufer, das ist die beste Webcam des Lebens. Sie sehen: Kormorane, Graureiher, Waschbären, Wildschweine, neuerdings auch zwei Biber, immer zwischen 8 und 9 Uhr. Auf der Insel ist viel los. Ich vergleiche das gern mit einem Autobahnkreuz, drumherum tost der Verkehr, aber im Innern finden Sie seltene, scheue Tiere. So ist das auch auf Imchen: Ringsherum kreisen der BVG-Dampfer und Ausflugsboote, da lachen Kinder am Hafen, aber auf der Insel fühlen sich die Tiere geschützt – kein Hund, kein Auto, das sie aufschreckt. Wildschweine sind gute Schwimmer, die überqueren auch die breite Havel. Auf Imchen bringen sie ungestört ihren Nachwuchs zur Welt, bleiben eine, zwei Wochen, dann schwimmen sie zurück an Land – wie übrigens auch auf Kälberwerder, noch so eine Insel in der Nähe. Die Seerosen ringsherum sind wichtig. Die nehmen den Wellen die Geschwindigkeit und schützen so den Lebensraum.“

Waschbären fressen Kormorane. „Doch die Ruhe auf Imchen ist relativ, die Zahl der Kormorane nimmt ab. 350 Tiere waren es mal. Sie haben dort einen idealen Lebensraum und Futter ohne Ende, sie ernähren sich von Weißfisch – allerdings können Komorane weit fliegen, bis Caputh und zurück. Die Kormorane bauen ihre Nester in die Weiden und Erlen, ihr Kot verätzt den Baum. Der wird kahl und kippt um. Er verbreitert so die Insel, aber dafür bekommen Jungbäume unten wieder Licht und wachsen nach. Auf der Insel hat sich jetzt eine Waschbären-Familie niedergelassen. Schwimmen ist kein Problem, klettern können sie auch. Ihr Ziel: die Eier der Kormorane und deren Jungtiere. Deshalb sinkt die Zahl der Kormorane. Dafür hat dort ein erster Schwarzmilan sein Nest gebaut, ein Greifvogel. Einmal im Jahr fahren wir mit einem Boot rüber, Routinekontrolle – ganz vorsichtig, danach ist wieder Ruhe.“ – Foto und Protokoll: André Görke