Kiezkamera

Veröffentlicht am 30.07.2019 von André Görke

Sie wollen Ihr Urlaubsgefühl verlängern? Hier kommt ein Ausflugstipp für Sie. Familie Burchardi betreibt seit 1961 die Fähre über die Havel. Sie pendelt tapfer zwischen den Berliner Bezirken Spandau und Reinickendorf, jeden Morgen ab 6 Uhr, und bringt abends um 20 Uhr den Letzten ans andere Ufer. Distanz: 160 Meter. Fahrzeit: gut zwei Minuten. Fahrpreis pro Auto: 1,80 Euro. Wer lieber das Pferd nimmt, bitteschön: „1,40 Euro, mit Reiter“. Die Rampe der Fähre in Hakenfelde befindet sich am Ende des Aalemannufers, das an eine Aalfischerei erinnert. Quelle: Straßenlexikon Kauperts.

Wer die letzte Fähre verpasst, hat Pech – nicht nur wegen der famosen Auszeit mit Blick auf Segel, Vögel, Kähne. Der Umweg über Land beträgt 15 Kilometer – Radfahrer wischen sich den Schweiß von der Stirn. Schneller ist die Fähre auch für sie. Preis pro Radfahrer: 1 Euro, Kinder zahlen die Hälfte. Am Anleger in Spandau gibt es einen Spielplatz, eine Eisdiele, seit 2018 ein Restaurant mit super Terrasse. Und in der Nähe befindet sich das Moor „Teufelsbruch“, wo man toll im Wald spazieren kann. – Wandertipp: Route.

Zurück zur Fähr-Familie aus Spandau. Ich wühlte im Tagesspiegel-Archiv, blieb im März 1982 hängen. Auf Seite 52 schreibt Tagesspiegel-Legende Ekkehard Schwerk über Familie Burchardi. „Vater Fritz Burchardi, Senior der Familie, war 1947 aus dem Ostpreußischen, wo er Memel-Binnenschiffer gewesen war, nach Berlin gekommen, wo er wieder Binnenschiffer wurde. Er übernahm in den 60er Jahren die Fähre zwischen Hakenfelde und Tegelort. Als sich Fritz aus Altergründen zur Ruhe setzte, wurde Sohn Wolfgang Fährmann. Dessen älterer Bruder, dem noch immer das austerbende Ostpreußisch anzuhören ist, Armin Burchardi, blieb auch auf der Binnenschifferlinie, ist Schiffbauer in Tiefwerder.“ Und so wurde der Beruf des Schiffers immer weitergegeben. Es kamen kleine Fähren nach Valentinswerder, Maienwerder und Saatwinkel dazu. Heute stehen Wolfgang Burchardi und Andreas Burchardi an der Spitze der Berliner Traditionsfirma. Ihren Sitz haben sie in Wilhelmstadt – natürlich ganz nah an der Havel, an der Scharfen Lanke. – Die Firma: www.faehre-berlin.de; Text und Foto: André Görke
+++
Diesen Text haben wir als Leseprobe dem neuen Tagesspiegel-Newsletter für Berlin-Spandau entnommen. Den – kompletten – Spandau-Newsletter, den wir Ihnen einmal pro Woche schicken, können Sie ganz unkompliziert und kostenlos bestellen unter leute.tagesspiegel.de