Kultur

Spandau-Historie: Erschossen an der DDR-Grenze am Waldkrankenhaus

Veröffentlicht am 03.03.2020 von André Görke

Spandau-Historie: Erschossen an der DDR-Grenze am Waldkrankenhaus. Dies ist die Geschichte von Klaus Schulze – einem 18-Jährigen aus Falkensee. Er wurde 1972 im DDR-Todesstreifen an der Pestalozzistraße erschossen, gar nicht so weit vom Waldkrankenhaus Spandau im sicheren West-Berlin entfernt. Sein Todestag jährt sich am Sonnabend, 7. März.

Seine Schulzeit. Schulze besuchte die Geschwister-Scholl-Schule in Falkenhöh. Das Schulgebäude, eine Holz-Barracke, stand in der Fröbelstraße und darf nicht verwechselt werden mit der heutigen Scholl-Schule. Schulze ist ein ganz normaler Junge: kein Bock auf Schule, kein Bock auf Arbeit, kein Bock auf Eltern. Lieber hängt er mit Kumpels rum, denkt an die Flucht nach West-Berlin. Die Stasi hat ihn auf dem Kieker und notiert: „gehört Gammlergruppen an.“

Seine Flucht. Mit seinem Kumpel Dieter Krause zieht Schulze am 7. März durch die Falkenseer Kneipen. Am Abend öffnen sie ein Gartentor zu einem Grundstück an der Grenze. Das Grundstück kennen sie, es gehört einem Freund, das Verhalten der DDR-Grenzer haben sie erkundet. Es ist 20 Uhr, als die beiden Jungs mit ihrer Leiter den Zaun überklettern. Sie lösen unbemerkt Alarm aus, die Grenzer schießen.

Sein Tod. Eine Kugel trifft Klaus Schulze. „Hauptschlagader und Lungen werden zerfetzt“, heißt es auf chronik-der-mauer.de. Am nächsten Tag teilt die Stasi der Schwester mit, ihr Bruder sei „unehrenhaft“ gestorben. Sein Leichnam wird verbrannt. Seine Freunde in Falkensee sind wütend und wollen laut Stasi-Spionage bei der Beerdigung gegen den Schießbefehl protestieren. Dazu kommt es nicht: Die Stasi hat die Urne längst in der Erde versenkt. – Quelle: Chronik der Mauer

Die Stasi in Spandau: Diese Woche wird in der Zitadelle eine neue Ausstellung eröffnet. Mehr lesen Sie in der Rubrik „Kiezkamera“ im aktuellen Spandau-Newsletter.

Link-Tipp: Tagesspiegel-Fotostrecke: Erinnern Sie sich an die Mauer? – Text: André Görke

+++
Dieser Text erschien zuerst im Tagesspiegel-Newsletter für Berlin-Spandau. Mehr als 180.000 Haushalte habe unsere Bezirksnewsletter schon abonniert. Unsere Newsletter, Bezirk für Bezirk, gibt es kostenlos und in voller Länge hier: leute.tagesspiegel.de

+++
Meine weiteren Themen aus Berlin-Spandau – eine kleine Auswahl aus dem aktuellen Spandau-Newsletter

  • BVG-Busse mit Oberleitung: Supermarkt droht Abriss
  • Wie viele Strom-Masten müssten für den O-Bus im Boden verankert werden?
  •  „Schlechteste 2.-Liga-Mannschaft aller Zeiten“: Jetzt erzählt SSV-Trainer-Legende Fritz Martin (83) seine Geschichte
  • Touris wie wir: So viele Hotelbetten sind in Spandau geplant – und ist die ITB-Absage eigentlich schlimm?
  • Wochenmarkt in Kladow? Es gab unglaubliche Leser-Resonanz. Das Rathaus hat das alles noch mal geprüft – das Ergebnis liegt jetzt vor
  • Berlins beste Schulband braucht Ihre Hilfe (ja, die kommt aus Spandau)
  • Gestohlene Lämmer am Hahneberg: Was macht das Rathaus? Hier der Bericht
  • Die Stasi und Spandau: Neue Schau – und ich zeige Ihnen alte Bilder
  • Totgeprügelt von den Nazis: Erinnern an Erich Meier
  • Auch das niemals vergessen: Der erschossene Flüchtling an der DDR-Grenze – der Junge war gerade mal 18 Jahre alt
  • Von wegen Backpacker! Das Rätsel ums 1300-Leute-Hostel im Industriegebiet
  • Schrottboote an der Havel: Schon 30 Anzeigen von der Polizei
  • …das alles und noch viel mehr Spandau-Nachrichten, Termine und persönliche Tipps lesen Sie im aktuellen Spandau-Newsletter. Den gibt es kompakt, konkret und in voller Länge hier: leute.tagesspiegel.de