Namen & Neues
Viele Fragezeichen zum Schulessen in Spandau
Veröffentlicht am 19.03.2019 von André Görke
Unterhalten sich eine Schulleiterin und ein Schulleiter in Spandau. Schulleiter I: „Meine Mensa hat 70 Plätze, eine Klasse hat 25 Schüler. Insgesamt dürfen 570 Schüler essen gehen. Jeder Schüler benötigt dafür 30 Minuten. Frage: wie viele Klassen können pro Durchgang essen, wie viele Durchgänge und wie viel Zeit werden benötigt?“ Schulleiterin II: „Die ersten Kinder essen um 11 Uhr, damit die letzten um 15 Uhr fertig sind. Welche Eltern wären von diesen Essenszeiten nicht begeistert?“ Im Winter haben wir darüber noch gelacht – im Frühjahr liegt das Thema vielen schwer im Magen. Matthias Unger, FDP, fragt: „Wie wird mit dem erhöhten Platz- und Zeitbedarf in den Schulen umgegangen?“ Am richtigen Rezept wird Schule für Schule noch immer getüftelt. Denn: Nicht alle Schulen haben ausreichend Platz. Folge 1: Die Kinder müssen nacheinander essen. Folge 2: Der Unterricht verschiebt sich. Folge 3: Die Lehrer warten, bis alle Kinder wieder im Klassenzimmer sind (und drängen sich so lange mit den Kollegen um den einzigen Kopierer im Lehrerzimmer, um die Zeit „sinnvoll“ zu nutzen). Folge 4: Der Unterricht dauert länger. Folge 5: Kinder und Lehrer kommen später nach Hause. Ob das allen schmeckt? – Quelle: Anfrage Nr. 294 – André Görke
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Nachtrag: 29 Grundschulen, 12.350 Kinder, 1 deutliche Kritik. Am Dienstagmittag hatten wir das Thema im Spandau-Newsletter aufgegriffen – am Donnerstag ging das Thema berlinweit weiter. Allein in Berlin-Spandau gibt es 29 Grundschulen mit 12.350 Kinder. Aber klar, es betrifft ja alle. Ein Berliner Schul-Bündnis hat daher vor der übereilten Einführung des kostenlosen Schulessens gewarnt. In einem offenen Brief an die Fraktionsvorsitzenden von Rot-Rot-Grün fordern die Protagonisten eine Abkehr vom Plan, bereits zum Sommer allen 175.000 Grundschülern das Essen entgeltfrei anzubieten. Der Grund: Dies sei weder räumlich noch personell zu schaffen, weil durch die Kostenfreiheit „im Hauruckverfahren mehrere zehntausend zusätzliche Mittagesser“ auf die Schulen zukämen. Daher solle das Angebot nur sukzessive erfolgen. Anlass für den Vorstoß ist die für Donnerstag geplante erste Lesung des entsprechenden „Schulessen-Gesetzes“. Den ganzen Text meiner Kollegin Susanne Vieth-Entus, Schul-Expertin beim Tagesspiegel, lesen Sie unter diesem Tagesspiegel-Link.
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Dieser Text stammt – in aktualisierter Form – aus dem neuen Spandau-Newsletter vom Tagesspiegel. Den Newsletter können Sie komplett lesen unter leute.tagesspiegel.de.