Namen & Neues
Mensa für Schulkinder: ein Oktoberfest-Zelt ohne Zapfhahn
Veröffentlicht am 06.08.2019 von André Görke
Seit Montag bekommt jedes Kind ein kostenloses Mittagessen in der Schule. Gute Sache, weil sich das nicht alle Eltern leisten können und andere, öhm, andere Interessen haben als die Ernährung ihrer Kids. Das Blöde: Nicht jede Schul-Mensa ist für den Ansturm ausgerüstet – es gibt Platzprobleme, Essen wird zeitlich gestaffelt ausgeteilt. Bemerkenswert, was nun an der Astrid-Lindgren-Grundschule (500 Kinder) in Staaken passiert ist: Dort wurde ein – Servus! – schmissiges Bierzelt für 80 Kinder aufgestellt, nur halt ohne Zapfhahn und Rummtata-Musike. Hier ein Foto. Weitere 70 Kids essen in der regulären Mensa; heißt: 150 Kinder können zeitgleich essen. Von „einer unkonventionellen Lösung“ spricht Schulchef Helmut Kleebank, SPD. Und vor allem: „Der ‚fliegende Bau‘, der an kalten Tagen beheizt werden kann, ist nur eine Übergangslösung. Mittelfristig soll an der Schule ein Containerbau errichtet werden.“ Schulleiterin Simone Kraft hat hier im Spandau-Newsletter neulich ihre Schule mit dem berühmten Namen vorgestellt und guten Humor: Das Kollegium spiele mit dem Gedanken, das Zelt in diesem Jahr für ein kleines Oktoberfest zu nutzen.
Kostenloses Mittagessen: Der CDU schmeckt das so lala. Vielen liegen die Spaghetti mit lecker Ketchup-Soße schwer im Magen – so rumpelig war die Mittagessen-Planung überall in der Stadt. Thorsten Schatz, CDU-Schulexperte und Lieblingskritiker von Helmut Kleebank, schrieb mir mit einem Mix aus Humor und Bissigkeit: „Ich sehe mich beim Anblick des Zeltes in meiner in der BVV vorgebrachten Kritik an der übereilten Einführung bestätigt: Gut gemeint ist eben nicht gut gemacht. Es war klar, dass die übereilte Einführung durch R2G die Bezirke vor Herausforderungen stellen würde.“ Und, mit feiner Spitze: „Es ist gut, dass das Bezirksamt eine Lösung gefunden hat, die mir als Kirchentagsbesucher gut bekannt ist.“ Aber: Das Zelt dürfe wirklich nur eine Übergangslösung sein, „darauf pochen wir als CDU“. Schatz: „Ich erwarte vom Bezirksbürgermeister schon im nächsten Schulausschuss einen klaren Fahrplan für jede Schule, wann dort welches Provisorium wie abgelöst werden soll.“ Hinweis für Kleebank: Schatz meint Mittwoch, 14. August, 17 Uhr – hier die bisherige Tagesordnung des Schulausschusses. Mittagessen in Klassenräumen oder auf dem Flur gingen gar nicht, sagt Schatz. Die Lindgren-Schule will er demnächst mal besuchen, natürlich ohne Trachtkostüm. – Text: André Görke
- Frage an Sie, Eltern und Schulleitung: Wie läuft’s denn so mit dem kostenlosen Mittagessen in Spandau? Super, super schlecht oder eher so befriedigend? Ich will mir ein Bild machen, gern auch anonym. Erste Resonanz bitte an spandau@tagesspiegel.de
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Diesen Text habe ich als Leseprobe dem neuen Tagesspiegel-Newsletter für Berlin-Spandau entnommen. Den – kompletten! – Spandau-Newsletter, den ich Ihnen einmal pro Woche schicke, gibt es ganz unkompliziert und kostenlos hier leute.tagesspiegel.de.