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"Autobahn Spandau": Senatorin will Rathausplatz umkrempeln

Veröffentlicht am 20.08.2019 von Gerd Appenzeller


„Autobahn Spandau“: Senatorin will Rathausplatz umkrempeln.
Das Zitat der Woche für Berlin-Spandau kommt von Regine Günther, Grüne, Senatorin für Verkehr und Innenstadt (und manchmal Spandau). Sie träumt vom Umbau des Rathausplatzes mit Spandaus Nord-Süd-Trasse: Der Altstädter Ring (Bj 1962) hat vorm Rathaus 10 (!) Fahrspuren, davon 4 Busspuren.“Wir werden solche Plätze verändern müssen, um sie wieder zu Orten der Begegnung zu machen. Ich war neulich in Spandau. Dort möchte Bürgermeister Kleebank den Platz vor seinem Rathaus umbauen – zu Recht, wie ich finde“, sagte sie der „Morgenpost“. „Die alten autobahn-ähnlichen Elemente“ müssten herausgenommen werden. Öhm, und das heißt jetzt was? Will sie Fahrspuren dieser „Autobahn“ streichen?

Zur Orientierung. So sieht es vom Rathausturm aus.

Autobahn Rathausplatz? Das meint die Senatorin. Auf  Nachfrage des Tagesspiegel-Newsletters für Berlin-Spandau bekam ich Post aus dem Senatsbüro von Regine Günther, Grüne. Im Brief an den Spandau-Newsletter geht es um Grundsätzliches, aber lesen Sie selbst: „Der Umbau großer Plätze gehört zur Verkehrswende, die insbesondere bedeutet, den Straßenraum neu aufzuteilen. Es geht darum, diese großen autogerechten Stadtentwürfe menschenfreundlich umzugestalten – zu Gunsten von Fußgängern, Radfahrern, dem ÖPNV. Bei manchen Plätzen gibt es dabei in der Stadtgesellschaft schon ein großes gemeinsames Verständnis zum „ob“ –  etwa dem Breitenbachplatz. Über andere Orte, wie dem Ernst-Reuter-Platz oder dem „Platz“ vor dem Rathaus Spandau, wird es etliche Debatten auch mit anderen Senatsverwaltungen und vielen weiteren Betroffenen geben müssen, wie die autogerechte Unwirtlichkeit dort perspektivisch umgestaltet werden kann. Details zu Spandau haben wir nicht ausgearbeitet, aber dass der Bezirk ein neues Verkehrskonzept braucht, das mittelfristig auch den Raum zwischen Bahnhof und Rathaus verändert, liegt aus Sicht der Senatsverwaltung für Umwelt und Verkehr auf der Hand.“

Autobahn Rathausplatz: BVG braucht mehr Asphalt! Der Vorplatz vorm Rathaus um Helmut Kleebank, SPD, soll in der Tat bis 2025 erneuert werden: BVG-Rampe zuschütten, neues Pflaster legen, neue Bäume pflanzen, vielleicht ein Touri-Zentrum anstelle der Erdwälle am Graben errichten. Der fiese Radweg soll raus aus dem Haltestellen-Getümmel und hinter dem U-Bahnhof entlanggeführt werden – hier eine Zeichnung. Und die BVG wiederum denkt gar nicht an weniger Asphalt, sondern eher an mehr – der größte Busknoten der Stadt ist völlig überfüllt („Busse müssen in 2. Reihe warten, die Warteplätze für die Busse müssten vergrößert werden – am Amtsgericht ist kein Platz mehr“; Foto hier).

Autobahn Rathausplatz: „Seegefelder Straße vorm Bahnhof schließen!“ Seit den 90ern grübelt auch Jochen Liedtke, SPD, über diesen hektischen Ort. Er ist Chef des Verkehrsausschusses im Rathaus und berichtet: Ideen wurden gerade erst in die Arbeitsgruppe „Städtebaulicher Denkmalschutz“ eingespeist – sein Augenmerk liegt auch auf dem Bahnhofsvorplatz am S- und ICE-Bahnhof Spandau. Liedtke zum Spandau-Newsletter vom Tagesspiegel: „Wir wollen und werden die Seegefelder Straße abbinden und einen echten Bahnhofsvorplatz planen und bauen lassen, damit das Chaos rund um Bahnhof und auf den Kreuzungen aufhört oder zumindest weniger gefährlich wird. Der Altstädter Ring ist ein Relikt der 60er Jahre mit dem Ansatz der autogerechten Stadt. Darunter leidet der Bezirk bis heute. Die Straße teilt Spandau, ist gefährlich, laut, stinkend und packt – trotz der teilweise 10 Spuren – den Verkehr nicht, weil es an den Knoten knarzt. Zumindest am Bahnhof soll das besser werden. Dass damit eine bessere Anbindung der Altstadt an Bahnhof und Arcaden einhergeht, ist klar.“ Und: „Der Rathausvorplatz soll auch umgestaltet werden. Die alberne Geländemodellierung der frühen 80er Jahre und das Pflaster sind dann Schnee von gestern, Barrierefreiheit und mehr Grün sollen das „Morgen“ prägen. Daran feile ich mit, solange ich noch kann und darf.“

Wie sieht denn Ihr Traum-Rathausplatz aus? Ihre wilden Ideen: spandau@tagesspiegel.de  – Text: André Görke

Blick vom Altstädter Ring aufs Rathaus. 10 Fahrspuren, davon 4 Busspuren.


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Diesen Text habe ich als Leseprobe dem Tagesspiegel-Newsletter für Berlin-Spandau entnommen. Den – kompletten – Spandau-Newsletter mit exklusiven Nachrichten, Tipps, Terminen und gerne auch Humor gibt es unkompliziert und kostenlos hier: leute.tagesspiegel.de