Namen & Neues
Wildtier-Zirkus in Siemensstadt: Die Bilanz der Tierschützer
Veröffentlicht am 21.01.2020 von André Görke
Wildtier-Zirkus in Berlin-Siemensstadt: Die Bilanz der Tierschützer. Achtung, jetzt wird’s wild. Erinnern Sie sich an den „Circus Voyage„? Der zieht jährlich 40.000 Leute an, bekam aber Ärger mit den Behörden: Zirkus-Wildtiere sind politisch in Berlin nicht erwünscht – und als diplomatisch-kooperativ wird der Zirkus auch nicht beschrieben. Die Zirkusleute und Artisten verließen den Parkplatz am U-Bahnhof Olympiastadion, fanden aber im Nachbarbezirk prompt eine neue Bleibe – in Siemensstadt. Elefant, Flusspferd, Giraffe und Co. zogen ins Industriegebiet zwischen Osram-Fabrik und Kohlehaufen. Stadtrat Stephan Machulik, SPD, war stinksauer und schickte das Veterinäramt los: „Wer Tierschutz nicht ernst nimmt, kriegt ein Problem.“ Jetzt liegt die Bilanz vor. Hier ist sie in Auszügen – erfragt über das Informationsfreiheitsgesetz von der „Aktionsgruppe Tierrechte Bayern“. Gründer Simon Fischer mailte das Schreiben aus dem Bezirksamt in Kopie an den Spandau-Newsletter weiter.
Der Zirkus wurde vier Mal in Spandau überprüft – „in unterschiedlicher Intensität“, heißt es in der Auflistung des Veterinäramtes Spandau vom 10. Januar 2020. Drei Wochen war der Bezirk in Siemensstadt zu Gast, eine Vorführung wurde von den Kontrolleuren nicht besucht. Hier eine Auflistung der Mängel, die notiert und behoben werden mussten.
- „Artgerechter Auslauf für Zebras und Giraffen zweifelhaft“
- „verletzungsträchtige Einzäunung Flusspferd“
- „Größe des Wasserbeckens für Flusspferd nicht ausreichend“
- „Fremdkörper im Wasserbecken“
- „Metallpflock im Elefantengehege“
- „Gefährdung durch angeschliffene Stoßzähne“
- „Hautpflege der Elefanten unzureichend“
- „Lama mit zu langen Klauen an allen vier Extremitäten“
- „Kamele ohne Beschäftigung“
- „Pferde mit Strahlfäule, teilweise unbehandelt“
- „Sicherung der Elefanten teilweise marode (fehlende Bolzen)“
- „Auftrittsverbot für Elefanten, weil Verdacht auf Arthrose“
- …und so weiter und so weiter: Na dann viel Spaß beim nächsten Familien-Ausflug in die Manege.
Wie die Geschichte weiterging
Die Tierärztin des Zirkus wehrt sich energisch gegen die Kritik der Berliner Behörden. Hier lesen Sie ihre Sicht der Dinge, die sie uns in einem Brief geschrieben hat („Sowohl Zirkusunternehmer als auch klinische Tierärzte sind Tierschützer. Sie behüten ihre Tiere anstatt sie aufzuessen“).
Der Senat wiederum hat Kontrollergebnisse der Spandauer Kontrolleure jetzt im Abgeordnetenhaus veröffentlicht. Hier der Link.
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