Alles keine Elefanten-Experten! Zirkus geht auf Rathaus los. Wir gehen wieder auf Spandau-Safari. Letzte Woche stand hier der Bericht des Veterinärämtes, das die Wildtiere in einem Zirkus kontrolliert hatte. Die sind politisch in Berlin nicht erwünscht, aber auch nicht verboten und kamen so in Siemensstadt unter, zwischen Osram-Werk und Kohlehaufen. Der Zirkus zieht 40.000 Leute an, ist eine große Nummer, aber eben auch umstritten. Bürger protestierten, Stadtrat Stephan Machulik, SPD, kündigte scharfe Kontrollen an. Letzte Woche lagen nun erstmals Auszüge aus dem Kontrollbericht vor – hier als Zitate nachzulesen. Fand der Zirkus logischerweise doof und biss prompt zurück. Alexandra Dörnath hält die Mängelliste der Kontrolleure für falsch („Spekulationen, Vermutungen, Unwahrheiten“), schimpft gegen das Rathaus („Der Politiker ist kein Experte für Elefanten und Co.“) und kündigt schon mal gerichtliche Konsequenzen an („Prüfbericht liegt Rechtsanwalt vor“). Wer Frau Dörnath ist?

„Ich bin die Tierärztin dieser Tiere. Ich bin die tierärztliche Beraterin für den Verband deutscher Zirkus Unternehmen. Ich weiß, wie die Politik in Berlin läuft und ich weiß, was die sogenannte Landestierschutzbeauftragte dort für ein Unwesen treibt. Diese geht ja aber zum Glück in 2020 in Rente. Dann haben die Tiere Ruhe vor ihr.“ Der Kontrollbericht der Berliner Behörden strotze vor krassen Fehlern. „Lamas haben keine Klauen… aber das ist sicher auch egal, denn Wahrheit und Wissen spielen offensichtlich keine Rolle bei Ihrer Berichterstattung und der dumme Leser merkt es eh nicht.“

Die Gefährdung durch angeschliffene Stoßzähne, die so im Kontrollbericht der Berliner Behörden aufgelistet sind? „Hört sich so an, als würde der Zirkusdirektor persönlich zum Schleifpapier greifen“, schreibt Tierärztin Alexandra Dörnath. „Dass die Stoßzähne so aussehen, wie sie aussehen, liegt aber daran, dass der Zirkus seine Elefanten eben nicht ankettet – nur gelegentlich, wenn es für die Körperpflege nötig ist, was erlaubt ist – und sie sich also ihre Zähne natürlicherweise selber an Baumstämmen abschleifen.“ Das Flusspferdbecken, das die Berliner Behörden bemängeln? „Vermessen und genehmigt.“

„Sowohl Zirkusunternehmer als auch klinische Tierärzte sind Tierschützer. Sie behüten ihre Tiere anstatt sie aufzuessen“, sagt Alexandra Dörnath, einmal so richtig in Fahrt. „Weihnachtsmärkte gibt es viele in Berlin, auf denen Tiere in Form von Bratwurst und Co. vermarktet werden. Im Berliner Weihnachtscircus aber werden Tiere behütet und von Tierlehrern ausgebildet. Sie werden sogar überdurchschnittlich alt. Ersteres ist gewollt, letzteres wird vom rot/rot/grünen Senat nicht gewollt.“ 2. Akt beendet, Vorhang fällt in der Manege. Und damit zurück ins Rathaus Spandau, wo Rot, Rot, Grün SPD, CDU und AfD die Stadträte stellen. Und Sie bilden sich wie immer Ihre eigene Meinung. – Text: André Görke

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