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50-Mio-Brückenbaustelle nach Gartenfeld: Senat kommt nicht voran
Veröffentlicht am 18.02.2020 von André Görke
50-Mio-Brückenbaustelle nach Gartenfeld: Senat kommt nicht voran. Bleiben wir auf der Insel Gartenfeld. Die liegt zwischen zwei Kanälen, nah am Wald – und wird nach dem TXL-Aus irgendwann bebaut mit 3700 Wohnungen. Nur wie kommen die Leute da hin? Auf die Insel soll von Spandau aus eine Brücke gebaut werden – als Verlängerung der Wasserstadtbrücke. Dafür müsste eine 2,5 Kilometer lange Schneise durch eine Laubenkolonie geschlagen werden: hier eine Grafik. Der Senat um Regine Günther, Grüne, kündigte 2018 einen möglichen Baustart für 2024 an und sprach von 50 Mio Euro Kosten. Lange nichts gehört von der Baustelle – im Gegenteil: Stadtrat Frank Bewig, CDU, hatte neulich im Newsletter erzählt, dass die Brücke eh nicht vor 2029 gebaut werde.
Weil Kleingärtner und Nachbarn logischerweise wissen wollen, ob sie ihre Thuja-Hecke noch einpflanzen können oder morgen früh schon der Bagger anrückt, habe ich im Büro von Verkehrssenatorin Regine Günther durchgeklingelt.
Senat sieht „erhebliche Schwierigkeiten“ beim Brückenbau. Vier Verbindungen soll’s geben. Die Insel wird 2024 erschlossen durch die neue Tegeler Brücke aus Norden und durch die Brücke am S-Bahnhof Gartenfeld. Eine dritte Brücke wird für BVG-Busse, Fußgänger und Radfahrer an der Rhenaniastraße geplant. Und was macht Brücke Nr. 4, das 50-Mio-Bauwerk? Hier der offizielle Stand im Frühjahr 2020 – achten Sie bitte auf die extrem vorsichtigen Formulierungen des Senats: „Die Erschließung durch eine weitere Brücke im Nordwesten ist eine langfristige Maßnahme, für die zunächst ein planrechtliches Verfahren durchzuführen wäre. Da dieses mit einem sehr hohen Personalaufwand verbunden ist, wären zuvor die erforderlichen personellen Ressourcen in der Tiefbauabteilung der Senatsverwaltung für Verkehr zu schaffen. Dies ist aufgrund der derzeitigen Arbeitsmarktsituation mit erheblichen Schwierigkeiten verbunden…“ Heißt übersetzt: Puuuh, dauert noch ewig, wir haben genug andere Brückenbaustellen.
„Mit 3700 Wohnungen und mehr als 7000 Einwohnern braucht die Insel Gartenfeld in jedem Fall zügig leistungsstarke Verkehrswege, gerade auch für öffentliche Verkehrsmittel“, schreibt mir Daniel Buchholz, SPD, der mit den Anwohnern und Kleingärtnern in Kontakt steht und ebenfalls nach konkreten Planungsdetails sucht. „Die Aussage von Stadtrat Bewig, die Brücke würde erst nach 2030 kommen, hat nicht nur bei mir einiges Kopfschütteln verursacht.“
Der Senat weiß in fünf Jahren mehr. Die Brücke ist kein Pippifax, es geht um ein gewaltiges Neubauviertel. Deshalb mischt auch Jan Thomsen, Sprecher von Regine Günther, mit. Der hat sich offenbar eingegroovt in Spandau und sagt: „Spandaus Verkehrsprobleme sind ein fatales Erbe vergangener Jahrzehnte, die jetzt erstmals vom Senat mit konkreten Vorhaben wie der Siemensbahn, einer Studie zur U-Bahn aus unserem Haus und Ideen für ein eigenes Tramnetz angegangen werden.“ Und zur Brücke: „Abgesprochen mit Bezirk und Senatskanzlei ist, bis Mitte 2020 die Tramführung und damit auch den Brückenstandort festzulegen.“ – Text: André Görke
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