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Busspur auf der Heerstraße? Die Spandau-Debatte

Veröffentlicht am 18.02.2020 von André Görke

Busspur auf der Heerstraße? Die große Debatte. Letzte Woche griff ich eine radikale Idee von Bürgermeister Helmut Kleebank, SPD, auf, der eine Busspur auf der Heerstraße ins Spiel gebracht hat (50.000 Autos, Stau jeden Tag). Die BVG will am liebsten morgen schon eine 2000 Meter lange Busspur zwischen Magistratsweg und Alt-Pichelsdorf aufpinseln. Ich fragte alle Parteien im Rathaus Spandau, was sie von der Idee halten – schließlich ist die Heerstraße die wichtigste Pendlertrasse im Berliner Westen.

Busspur auf der Heerstraße? So sehen es die Grünen. Dem Spandau-Newsletter schrieb Fraktionschef Oliver Gellert als erster.

  • „Grundsätzlich bewerten wir eine Busspur auf der Heerstraße positiv, da sie die Chance bietet, den Busverkehr zu beschleunigen und damit den Umstieg attraktiver zu machen.
  • Allerdings darf es bei diesem Teilstück nicht bleiben. Denn mit der so vorgeschlagenen Busspur wird nur ein Teil des Weges in die Innenstadt abgedeckt und danach steht der Bus wieder im Stau. Aus unserer Sicht müssen Busspuren konsequent und auf voller Länge angelegt werden.
  • Auf der Heerstraße sollte die Busspur perspektivisch zu einer eigenen Trasse für eine Tram-Verbindung in Richtung Theodor-Heuss-Platz und dann weiter in Richtung Zoo ausgebaut werden. Denn nur mit schienengebundenen Lösungen, die mehr Menschen transportieren können, werden wir den ÖPNV in Spandau nachhaltig verbessern können.
  • Leider gibt es aber massive Widerstände und scheinbar Ängste gegen bzw. vor der Tram in Spandau. Damit stehen wir uns selbst im Weg, denn ein Ausbau der Straßen für PKW wird den Pendelverkehr nur verstärken und nicht verringern.“

Busspur auf der Heerstraße? So sehen es die Linken. Fraktionschef Lars Leschewitz nennt hier seine Sicht.

  • „Eine Busspur auf der Heerstraße kann (nur) eine kurzfristige Lösung sein. Das Busnetz stößt an seine Kapazitätsgrenzen oder hat sie bereits überschritten. Den Individualverkehr werden wir nur mit größeren Lösungen verringern können.
  • Dazu zähle ich besonders die Straßenbahn, die im Gegensatz zur U-Bahn kostengünstiger und schneller errichtet werden kann. Die Tram kann deutlich mehr Personen transportieren als der Bus. Leider sehe ich im Moment nicht den politischen Willen dafür.
  • CDU und SPD übertreffen sich in U-Bahnträumen, die Jahrzehnte zur Realisierung brauchen.
  • Und der Verkehrssenat interessiert sich mehr für die Innenstadt als die Außenbezirke. Dabei ist der Verkehrsinfarkt in Spandau jeden Tag sichtbar.“

Busspur auf der Heerstraße? So sieht es die CDU. Ich habe Beate Christ gefragt, die für die CDU-Fraktion mit klaren Worten im Verkehrsausschuss auffällt.

  • „Man kann über so einen unsinnigen Vorschlag nur den Kopf schütteln. Aus Verkehrsplanungen sollte sich Bezirksbürgermeister Kleebank tunlichst heraushalten. Die Heerstraße ist eine der wichtigsten Pendlerstraßen aus Spandau und dem Umland nach Berlin. Zu Berufsverkehrszeiten stehen die Leute doch heute schon ewig im Stau.
  • Jeder Autofahrer, der da lang muss, kann ein Lied davon singen, dass bereits kurze Zwischenfälle wie neulich die Ölspur kurz vor dem Theodor-Heuss-Platz dazu führen, dass man eine Stunde später bei der Arbeit ankommt.
  • Wenn man nun noch jeweils eine Spur pro Fahrtrichtung für Busse sperren würde, wäre der Verkehrsinfarkt vorprogrammiert. Und die Bewohner der ganzen angrenzenden Wohngebiete könnten dann schon einmal vorsorglich Lärmschutzwände beantragen, denn der Umfahrungsverkehr würde sich noch drastisch erhöhen. Es ist vollkommen klar, dass sich die Situation durch den Zuzug nach Spandau und ins Umland noch verschärfen wird.
  • Eine Entlastung muss daher dringend her und eine U-Bahnverlängerung ist da die einzige sinnvolle Lösung.“

Busspur auf der Heerstraße? So sieht es die FDP. Im Verkehrsausschuss sitzt auch Fraktionschef Matthias Unger. Hier seine Sicht.

  • „Einer jetzt schon verstopften Straße noch Spuren wegzunehmen, wird zu einem endgültigen Verkehrsinfarkt für die Pendler führen. Statt den Autoverkehr konzept- und planlos immer weiter einzuschränken, sollte endlich die Spurwechselanlage dauerhaft in Ordnung gebracht werden, um die ständigen Staus zu verhindern.
  • Auch sollte das Brandenburger Umland endlich besser an den ÖPNV angeschlossen werden, um den vielen vielen Pendlern einen besseres Angebot zum Auto zu machen.
  • Auch eine Verlängerung der U-Bahnlinie U7 bis zur Heerstraße, oder besser noch auch gleich in den Spandauer Süden – nach Kladow und Gatow – , würde hier Abhilfe schaffen.“

Busspur auf der Heerstraße? So sieht es die AfD. Fraktionschef Wolfgang Werner sitzt ebenfalls im Verkehrsausschuss und schreibt mir:

  • „Wir plädieren dafür, mittels eines halbjährigen Feldversuchs die Auswirkungen der Einrichtung einer Busspur auf der Heerstraße zu prüfen.
  • Dabei schlagen wir eine intelligente Buslenkung basierend auf der bestehenden optischen Spurwechselanlage vor: morgens wird die südliche Spur per Lichtzeichen für Busse reserviert, abends die nördliche. Im Rahmen dieses Feldversuchs könnte man auch prüfen, ob eine bessere Entzerrung des Verkehrs durch die Freigabe der intelligenten Busspur für Sharing-Fahrzeuge sowie PKW mit mindestens drei Insassen erreicht werden kann.
  • Besonderes Augenmerk muss hier auf den von Kladow und Gatow in die Heerstraße einmündenden Verkehr gelegt werden, da sich hier bei Verringerung der Kapazität auf der Heerstraße durch die Busspur längere Staus auf den Zufahrtsstrecken bilden können, unter denen wiederum der von Süden kommende Busverkehr beeinträchtigt wäre.“

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  • Busspur auf der Heerstraße: Das sagen die anderen Parteien
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