Namen & Neues
CDU will Seilbahn über den Wannsee
Veröffentlicht am 25.02.2020 von André Görke
CDU will Seilbahn über den Berliner Wannsee. Die Alpen sind zugebaut. Also hangeln sich die Seilbahn-Lobbyisten durch die Berliner Bezirke, wo alles schwer in Mode ist, was keinen Auspuff hat. Diesmal im Fokus: Spandau. Die CDU-Fraktion um Arndt Meißner setzt sich für den Bau einer kilometerlangen Seilbahn über den Wannsee ein – von Kladow zum S-Bahnhof Wannsee. „Der Spandauer Süden soll verkehrlich besser erschlossen werden“, schreibt Beate Christ, CDU, und tippt auf ihren Antrag Nr. 1646 in der aktuellen BVV-Mappe (Mittwoch, 17 Uhr, Rathaus). „Der Spandauer Süden ist verkehrlich schlecht angebunden. Durch Zuzug und Pendlerverkehr sind die Straßen verstopft. Regelmäßig fallen Busse aus, kommen unzuverlässig oder stehen zusammen mit den Autos im Stau. Die Fähre kommt nur einmal pro Stunde. Die BVG lehnt einen besseren Takt oder ein zweites Schiff als unwirtschaftlich ab. Es gibt weit und breit keinen schienengebundenen Anschluss.“
Die Seilbahn-Idee stammt von einem Bürger, der das im Sommer dem Berliner CDU-Chef Kai Wegner (aus Kladow) vorgeschlagen hatte – und der das hier im Spandau-Newsletter 2019 so kommentierte: „Ein Bürger schlug mir heute eine Seilbahn von Kladow über die Havel nach Zehlendorf vor. Wenn Verkehrssenatorin Regine Günther den Spandauer Süden weiterhin so vernachlässigt, muss man kreativ werden.“
Welche Ideen gab es noch? U-Bahntunnel, Autofähre, Brücke… 1966 gab’s mal die Idee eines U-Bahntunnels unterm Wannsee. 1989 wurde eine Autofähre nach Wannsee diskutiert – hier der Tagesspiegel-Text. 2018 schlug die CDU eine riesige Brücke bei Hohengatow vor. Jetzt also die Seilbahn.
Senat: „Wir sehen das skeptisch.“ Das Büro von Verkehrssenatorin Regine Günter, Grüne, hat zur Seilbahn auch eine klare Meinung. Eine Senatssprecherin schrieb dem Spandau-Newsletter: „Die Idee einer Seilbahn-Verbindung zwischen Kladow und der S-Bahnstation Wannsee sehen wir skeptisch. Seilbahnen sind immer mit erheblichen Investitionen verbunden, insofern stellt sich zum einen die Frage nach der Finanzierbarkeit von Bau und Betrieb derartiger Projekte.“ Auch sei nicht klar, wo die Stelzen der vier Kilometer langen Trasse vom Dorfplatz Kladow zum S-Bahnhof Wannsee in den Boden gerammt werden. „Mit der Fähre gibt es bereits eine ÖPNV-Verbindung zwischen Kladow und der S-Bahnstation Wannsee, die stündlich fährt.“ Eine Seilbahn schließe alle Rollstuhlfahrer oder auch Menschen mit Höhen- oder Platzangst aus. Bei hohen Windgeschwindigkeiten werde der Betrieb eingestellt.
Doofe Folge der Seilbahn-Träume: Berlins beliebtestes BVG-Schiff würde damit eingestellt werden – denn Seilbahn (22 km/h) und Boot (12 km/h) wird es nicht parallel geben. Werktags nutzen das Boot 700 Menschen. – Text: André Görke
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