Namen & Neues
Keine Chance: Der Traum vom Wochenmarkt in Kladow
Veröffentlicht am 03.03.2020 von André Görke
Keine Chance: Der Traum vom Wochenmarkt in Berlin-Kladow. Der Frühling naht, der Biomarkt in Kladow ist in weite Ferne gerückt. Das geht aus Papieren hervor, die jetzt auf dem Rathaus-Tisch liegen. Sie erinnern sich? Die Grünen um Gollaleh Ahmadi und Oliver Gellert hatten den Wunsch nach einem Wochenmarkt ins Rathaus getragen. Imchen, Dorfplatz, Cladow Center oder doch Seekorso? Die Wünsche waren lang, die Resonanz der Newsletter-Leser gewaltig. Doch jetzt schreibt Stadtrat Stephan Machulik, SPD, in seinem Rathaus-Schlussbericht: „Das Bezirksamt hatte diese Idee vor einigen Jahren eigenständig und nach intensiver Prüfung verworfen.“ Jetzt wurde noch einmal die Einrichtung eines Wochenmarktes in Kladow geprüft, aber: „Es gibt auch weiterhin keinen geeigneten Standort, der alle notwendigen Anforderungen erfüllt (u.a. Strom- / Wasserversorgung, Verkehrsregelung, Platzbedarf, Lagerungsfläche)“.
Es drohe „Kannibalisierung“: Die Zahl der Markthändler im Bezirk ist eh gering, schreibt Machulik. Die meisten Bio-Händler seien schon woanders gut gebucht – zum Beispiel auf Top-City-Märkten wie dem Winterfeldtplatz. Und außerdem, schreibt Machulik zum Markt in Kladow (wo ja tagsüber viele in der Stadt sind): „Die bisher übliche Marktzeit ist kritisch. Kunden stammen überwiegend aus berufstätiger Bevölkerung. Ein Markt müsste also am späteren Nachmittag oder abends bzw. sonnabends stattfinden – das wäre ein zusätzliches Erschwernis für Händler, welches kaum noch jemand auf sich nimmt. Zudem ist festzustellen, dass auch die Anbieter auf den bisherigen Märkten ein Demografieproblem haben. Sie sind mitunter bereits über dem Rentenalter und finden keine Nachfolger, neue Anbieter gelangen in zu geringer Zahl auf die Märkte.“
Hier ein Foto von Stadtrat Machulik, der zuständig ist für die bezirklichen Wochenmärkte (nicht zu verwechseln mit privaten).
Saubere Klos, Regenschutz, Wlan. Außerdem, schreibt Machulik wiederum an Lars Leschewitz, Linke, der sich ebenfalls ganz generell nach Wochenmärkten in Spandau erkundigt hat. Bio-Märkte, auch direkt in Kladow, stellten eine „erhebliche Konkurrenz“ dar. „Ebenso erwartet der Einkäufer unter Kauferlebnis etwas anderes als einen Wochenmarkt. Auch Serviceeinrichtungen (Regenschutz, Wlan, WC) wird anderswo besser geboten.“ Schlusswort von Machulik vom Spandau-Newsletter: „Der Blick auf die Wochenmarkt-Lage ist mir zu romantisch. Wer als Bio-Händler jede Woche nach Kladow reist, muss mit regelmäßigen Einnahmen rechnen. Wir als Rathaus werden keinen bezirkseigenen Wochenmarkt anbieten. Aber wenn ein privater Unternehmer das organisieren möchte, kann er sich gern bei uns im Rathaus melden.“ – Quelle: Kleine Anfrage Nr 441
Passend zum Hafen Kladow (hier ein Foto von Insel Imchen direkt am Anleger) kommt hier eine FDP-Debatte, die ich im aktuellen Spandau-Newsletter aufgreifen will.
„Nur Enten füttern“: Hafen Kladow attraktiver machen? Die FDP um Matthias Unger wünscht etwas mehr Leben am Hafen von Kladow: „Derzeit sind im Bereich des Kladower Hafens nur Parkbänke aufgestellt worden, die keine Spielmöglichkeiten wie Schach, Skat oder anderer Gesellschaftsspiele zulassen. Den Besuchern des Hafens ist es zur Zeit nur möglich, Enten beziehungsweise Schwäne zu füttern oder die Landschaft zu betrachten. Diese Form der Freizeitgestaltung entspricht nicht dem heutigen Zeitgeist zur aktiven Freizeitgestaltung. Die Aufstellung von Spieltischen und ggf. Sportgeräten wäre eine enorme Steigerung des Freizeitwertes für alle sowie eine Erhöhung der Attraktivität des Kladower Hafens.“ Die Idee wandert jetzt in den Ausschuss für Grünflächen um Jochen Liedtke, SPD. Quelle: Drucksache Nr 1637 – Text: André Görke
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