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+++ Corona-Krise +++ 'Musicland' gerettet: "Ich habe Pipi in den Augen"
Veröffentlicht am 07.04.2020 von André Görke
‚Musicland‘ gerettet: „Ich habe Pipi in den Augen“. Lust auf eine gute Nachricht in der Corona-Krise? Nicht nur Kneipen, Restaurants und Theater wehren sich gegen die Corona-Krise, sondern auch Läden wie das „Musicland“ an der Klosterstraße in Berlin-Spandau, also im tiefen Westen der Stadt.
Den Plattenladen gibt’s seit 45 Jahren. Chef ist Ralf Rachner, 69, guter Typ. Früher lümmelten hier Musiker wie Dr. Motte und Bela B. auf der Couch herum. Das Plattengeschäft ist hart geworden, und jetzt kam auch noch Corona hinzu. Das Ende für den Laden? Rachner bat öffentlich um Unterstützung, damit sein Plattengeschäft „mit leichten Beulen durch die Krise kommt“. Folge: irre Resonanz.
Musikliebhaber sprachen Mut zu und kauften Gutscheine. Am Wochenende schrieb Rachner schließlich: „Danke für die Likes, die lieben Grüße, die Ermutigungen… besonderen Dank natürlich an die Gutscheinkäufer, die mir nicht nur Hoffnung geben, sondern mich auch etwas gelassener in die Zukunft blicken lassen. Ihr seid der blanke Wahnsinn. Solche Reaktion habe ich wahrlich nicht erwartet – da kommt einem glatt das Pipi in die Augen.“
„Seit 1976 arbeite ich hier“, hat er dem Spandau-Newsletter erzählt, als ich ihn an der Klosterstraße besucht habe. Vor genau einem Jahr war das, im April 2019. „Ich war DJ, hing immer im Musicland in der Uhlandstraße rum, wollte dort arbeiten, ich brauchte ja immer das neueste Zeug. Der Chef gab mir den Job hier in Spandau – und ich war schnell mein bestes Pferd im Stall.“ Im Tagesspiegel-Interview erzählte Rachner nebenbei auch von seinen einstigen Nachbarn, die der eine oder andere vielleicht kennt.
Stimmt es, dass Sie Bela B. von den Ärzten kennen? „Klar, der Dirk, ein sympathischer Typ.“
Dirk Felsenheimer ist Belas bürgerlicher Name. „Dirk wohnte um die Ecke. Er hatte eine Lehre als Dekorateur in der Altstadt begonnen, drüben bei Hertie. Eines Tages kam er mit seiner Band rein, setzte sich da drüben hin und sah gar nicht lustig aus. ‚Die haben mich nicht übernommen‘, hat er mir erzählt. Mensch, stell dir vor, der wäre bei Hertie geblieben und würde heute Schaufenster dekorieren?!“
Und Klaus Hoffmann, der heute in Kladow wohnt? „Klaus war mein Schulkamerad. Ich kann mich an unsere erste Jugendreise erinnern – nach Sylt, ohne Eltern. Wir saßen wie die Pfadfinder mit Gitarre in den Dünen und haben mit Klaus ‚We shall overcome‘ gesungen. Und Dr. Motte kennste ja auch. Hat auch in der Nähe gewohnt und oft nach neuen Platten gefragt.“ Das ganze Interview von André Görke lesen Sie im Spandau-Newsletter: hier der Tagesspiegel-Link.
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