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+++ Corona-Krise +++ Jetzt hofft die Gastro-Szene

Veröffentlicht am 05.05.2020 von André Görke

+++ Corona-Krise +++ Jetzt hofft die Gastro-Szene in Berlin. Alle machen so langsam wieder auf. Schön, prima, aber was ist mit der Gastro? Die ächzt – vom Kiez-Italiener bis zum Ausflugslokal an der Havel. „Die Wirte haben keine Millionen im Keller. Die sind verzweifelt“, erzählt Patrick Sellerie dem Tagesspiegel-Newsletter für Berlin-Spandau. Er ist Chef der „Wirtschaftsförderung Spandau“ im Rathaus unter Wirtschaftsstadtrat Gerhard Hanke, CDU. Er hört die Klagen jeden Tag, vermittelt, steht in Kontakt, aber: Es ist mühsam.

Und die Krise betrifft auch große Betriebe wie das bekannte Wurst-Unternehmen „Mischau“ um Richard und Britta Mischau. Die produzieren seit 1962 in Spandau am Wiesendamm, sind ein echtes Berliner Traditionsunternehmen. „Mischau hat über 70 Angestellte“, erzählt Sellerie. Es gibt zwar einen Werksverkauf und Wurst im Supermarkt, aber dem Familienunternehmen fehlen in der Corona-Krise große Absatzmärkte: „Kitas, Kantinen, Schulessen, Hotellerie… alles steht seit Wochen still. Da kann jeder eins und eins zusammenzählen, wie eng das für Unternehmen werden kann. Die Branche braucht endlich eine Perspektive.“ Am Mittwoch soll das Thema auf die Politik-Agenda.

„Die Gastronomen wurden bisher einfach nicht gehört vom Senat“, kritisiert Patrick Sellerie. Alle legten Konzepte vor – Kirchen, Museen, Zoos. „Das ist gut, aber um Gastro ging es nie. Warum nicht? Warum darf ein Frisör mit Maske Kundenkontakt haben, der Restaurant-Betreiber aber nicht – dabei kennen sich doch vor allem Gastronomen gut mit Hygiene aus. Da fehlt mir die Vergleichbarkeit.“

Dann gibt es noch Unterschiede zwischen den Bundesländern – am 9. Mai öffnen die Lokale an der Ostseeküste zumindest für Einheimische wieder. Und Spandau? Mittwoch steht das Thema endlich auf der Agenda der Länderchefs mit Kanzlerin Angela Merkel, CDU – passend zum Frühling. „Es muss etwas passieren“, sagt Sellerie im Rathaus. „Ein erster Schritt wäre aus meiner Sicht die Öffnung der Außenterrassen. Mit Abstand, mit Maske. Und die Kunden können sich ihr Essen an einem provisorischen Tresen abholen, um den Kontakt zum Personal minimieren. Mit einem Pieper, der brummt, wenn das Essen in der Küche fertig ist. So arbeitet ‚Gosch‘ auf Sylt ja auch.“ Ob das Werben gehört wird?

Öffnen in der Corona-Krise? „8 Regeln für die Gastro“. Tief in der Nacht schickte mir Stadtrat Stephan Machulik, SPD, eine Mail. Er ist zuständig fürs Ordnungsamt und gibt dem Regierenden Hinweise, wie die Gastro in Berlin öffnen könnte.

Hier seine Vorschläge an den Spandau-Newsletter vom Tagesspiegel:

  • 1.) Speisewirtschaft unter freiem Himmel
  • 2.) klare Hygienevorgaben für das Personal und für den Umgang mit benutztem Geschirr
  • 3.) Klare Abstandsregelung bei der Aufstellung der Tische und deren Besetzung
  • 4.) Kein Büffet – ausschließlich à la Carte
  • 5.) Kein Alkoholausschank vor Ort nach 22 Uhr
  • 6.) Ausweitung / Lockerung der Straßenlandsondernutzung, damit Gastronomen aufgrund der Mindestabstandsregelung mehr Tische aufstellen können
  • 7) Aussetzen der Straßenlandsondernutzungsgebühren
  • 8.) Ausschließlich bargeldloses Bezahlen.“

Und wann könnte das alles gelten? Stadtrat Machulik meint: „In zwei Wochen“. Spannend bleibt, was die Chefs am Mittwoch entscheiden. – Text: André Görke

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Dieser Text erschien zuerst im Tagesspiegel-Newsletter für Berlin-Spandau. Unsere Bezirksnewsletter haben schon mehr als 200.000 Abos. Die Newsletter gibt es Bezirk für Bezirk und kostenlos unter leute.tagesspiegel.de.
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Meine weiteren Themen aus dem aktuellen Spandau-Newsletter – hier eine kleine Auswahl

  • Heerstraße: Heißer Flurfunk zur Spurwechselanlage
  • „Keine Millionen im Keller“: Die Hoffnung der Gastro-Szene in der Corona-Krise
  • Acht-Punkte-Plan des Stadtrats zur möglichen Restaurant-Öffnung
  • Autokino für Spandau? Historie – und eine neue Idee in der Corona-Krise
  • Liebesbrief zum Hochzeitstag
  • Darum schließt die Corona-Test-Ambulanz in Havelhöhe
  • Jugendkriminalität: die Lage am Rathaus – es gibt ein neues Papier
  • Wasserfreunde haben Corona-Plan fürs Schwimmbecken – hier erste Details
  • Entdeckt: neue Fischbude am Havel-Ufer neben der Heerstraße
  • Hilferuf aus Hakenfelde: Fitnessstudio schreibt an den Regierenden
  • „Oberhavelsteg“: Alle Infos zur Brücken-Baustelle am Havelradweg
  • Fußballkneipe: Woher kommt der Name „Gänsemarkt“?
  • Klassiker seit 1963: Abriss bei Forellenhof Roter
  • „Bunker im Kleingarten“: Spandaus versteckter Gedenkort am Spektegrünzug
  • Rätsel um Ufo über der Scharfen Lanke gelöst
  • Pop-up-Busspuren auf der Heerstraße – die Debatte
  • Spendenjubel beim VfV Spandau
  • Gute-Laune-Video beim SC Siemensstadt
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