Namen & Neues
Radbaustelle bremst Radbaustelle aus
Veröffentlicht am 21.07.2020 von André Görke
Radbaustelle bremst Radbaustelle aus. Manches Senatspapier muss man drei Mal lesen, um die Pointe zu finden. Zum Beispiel diese hier: Drucksache Nr. 23722, von Staatssekretär Ingmar Streese, Grüne. Darin steht: Der Bau von komplizierten Fahrradschnellwegen (u.a. Heerstraße, frühestens ab 2026) bremst den Radwege-Ausbau in Spandau aus. Den Satz lesen Sie ggf einfach ein zweites Mal. Das jedenfalls geht aus der Antwort auf eine schriftliche Anfrage von Tino Schopf, SPD, hervor. Der hatte sich beim Senat nach dem „Radverkehr in den Berliner Bezirken“ erkundigt. Staatssekretär Ingmar Streese, Grüne, ließ die Bezirke auf 48 Seiten gegeneinander antreten. Und aus dem Büro von Spandaus Stadtrat Frank Bewig, CDU, wurde jener Satz durchgekabelt: „Durch die derzeit durchgeführten Machbarkeitsuntersuchungen zu Radschnellverbindungen ruhen für die meisten der folgenden Projekte die Planungen.“ Und zwar werden diese Projekte laut Bezirk ausgebremst:
- Charlottenburger Chaussee: Bezirksgrenze Charlottenburg bis Teltower Straße
(beidseitig) - Falkenseer Chaussee: Zeppelinstraße – Germersheimer Weg (Südseite)
- Falkenseer Chaussee: Am Kiesteich – Stadtrandstraße (beidseitig)
- Heerstraße: Alt-Pichelsdorf bis Mahnkopfweg, Südseite)
- Heerstraße: Alter Grenzkontrollpunkt bis Landesgrenze Brandenburg)
- Heerstraße: Wilhelmstraße bis Gatower Straße (beidseitig)
- Siemensdamm: Rohrdamm bis Nikolaus-Groß-Weg (Nord- und
Südseite - Schönwalder Allee: Landesgrenze Brandenburg bis Eiskellerweg
- Kisselnallee: Pionierstraße bis Radelandstraße (beidseitig)
- Seegefelder Straße: Zeppelinstraße bis Viersener Straße (Nordseite)
- Havelradweg: Am Ortsrand – Groß Glienicker Weg (Westseite)
- Havelradweg: Uferweg – Groß-Glienicker-Weg (beidseitig)
- Magistratsweg: Maulbeerallee bis etwa Spandauer Straße (beidseitig)
- Radweg der Sympathie: von Hamburger Straße bis Landesgrenze Brandenburg
- Streitstraße: Rauch- bis Mertensstraße (beidseitig
- Wilhelmstraße: Gatower Straße bis Melanchthonplatz (beidseitig)
- Verbindungsweg: Spektegrünzug bis Mauerweg
- Quelle: schriftliche Anfrage Nr. 23722
Und wie steht Spandaus im Gesamtvergleich da? Nicht gut, aber auch nicht so übel wie gerne behauptet. Darauf wiesen mich jetzt auch Verkehrsfachleute hin, die der CDU nicht sehr nahe stehen. Hier ein bisschen Statistik: Wie Tagesspiegel-Kollegin Sabine Beikler berichtet, liegen bei 99,2 Kilometern neu gebauten Radwegen seit 2017 nicht die Innenstadtbezirke vorn, sondern die Außenbezirke. Außerhalb des S-Bahn-Ring wurden 75 Kilometer neue Radwege, innerhalb des S-Bahn-Rings lediglich 24,2 Kilometer fertig gebaut. Spandau liegt auf Platz 2.
- Treptow-Köpenick (17,5 Kilometer Radwege-Länge)
- Spandau (15,5 Kilometer)
- Steglitz-Zehlendorf (14,2)
- Friedrichshain-Kreuzberg (9,2)
- Pankow (7,2)
- Mitte (6,9)
- Reinickendorf (6,6)
- Lichtenberg (5,9)
- Neukölln (5,3)
- Tempelhof-Schöneberg (5,2)
- Charlottenburg-Wilmersdorf (3,6)
- Marzahn-Hellersdorf (2,1)
- Quelle: schriftliche Anfrage 23822, Auskunft Staatssekretär Ingmar Streese, Grüne
…und eine Bauleiterin gibt es jetzt auch wieder im Rathaus. Die Suche am Stadtrand nach gutem Personal ist zäh: Der wichtige Fahrrad-Planer-Job im Rathaus war im Herbst 2019 endlich besetzt – da war er/sie auch schon wieder weg: an der Baby-Wickelkommode. Immerhin konnte Frank Bewig, CDU, im Senat jetzt mitteilen: Eine Vertretung für die Elternzeit wurde gefunden. – Quelle: schriftl. Anfrage von Tino Schopf, SPD. – Text: André Görke
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