Namen & Neues

Noch ist an der "Waterkant Berlin" kein Leben eingekehrt

Veröffentlicht am 20.07.2021 von Masha Slawinski

Etwa 23 Fußballfelder, also 16,5 Hektar, umfasst das am östlichen Ufer der Havel gelegen Bauprojekt „Waterkant Berlin“ der landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften Gewobag und WBM. Bis 2025 entstehen etwa 2.500 Wohnungen, etwa die Hälfte davon WBS-Wohnungen, 6,70 Euro pro Quadratmeter. 360 Wohnungen sind bis jetzt bezugsfertig, etwa 800 Menschen wohnen bereits dort.

Bis 2025 sollen 4.000 Menschen an der Waterkant Zuhause sein. Doch bis dahin muss einiges passieren. Momentan besteht beispielsweise keine Möglichkeit das Wohngebiet von der Spandauer Seebrücke aus barrierefrei zu erreichen. Zwar gibt es dort einen mit Graffitischriftzügen übersäten Fahrstuhl in Glasfassung, der aber so aussieht als wäre er seit Jahrzehnten unbenutzt.

Alles wirkt entweder neu, oder unfertig. So auch die frisch eröffnete Bäckerei von Serkan Budak. Neben der Bäckerei liegt ein Spätverkauf, den Budak ebenfalls betreibt. Verbunden werden beide Filialen durch einen gemütlichen Raum mit Sitzgelegenheiten. „Wenn Leute hier reinkommen frage ich oft: Na, gerade Schlüssel abgeholt? Die Leute sind dann immer total verdutzt“, sagt Budak. Aber das sei das Schöne an der Waterkant: Weil alle neu wären, müsse sich niemand versuchen zuzuordnen, die Nachbarschaft würde sich erst neu bilden. Gerade in den vergangenen drei Wochen seien viele Nachbar*innen dazugekommen. Bis jetzt überwiegen im Kiezbild allerdings die Bauarbeitenden.

Für viele Menschen bedeutet die Waterkant Berlin ein Neubeginn, für die Gewerbetreibenden aus der Rhenaniastraße das Ende. Mein Kollege Robert Klages hatte über den verrückten Künstler Carl Brunmayr im Newsletter berichtet, der dort sein Atelier hatte. Im Juni wurden die letzten Gewerbetreibenden von der Fläche geräumt, denn dort drehen sich bald die Kräne für einen Wohnhauskomplex und ein Gymnasium.

Die Gewerbemietverträge waren jeweils auf ein Jahr befristet, was sich in günstigen Mietpreisen – etwa ein Euro pro Quadratmeter – spiegelte. „Es war allen bewusst, dass die Gewerbetreibenden die Flächen nicht unbegrenzt nutzen können“, sagt Gerald Schulze, Mitarbeiter der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung- und Wohnen. Man habe versucht Alternativen anzubieten, allerdings wäre es nicht möglich heutzutage Gewerbeflächen für die gleichen Konditionen anzubieten.

Neben dem ehemaligen Gewerbegebiet gibt es jetzt eine Jelbi-Station. Sie ist eine von insgesamt vier Mobilitäts-Stationen der BVG. In Verbindung mit einer App haben Einwohnende die Möglichkeit, E-Scooter, Autos und Fahrräder auszuleihen. Als Anreiz erhalten sie zum Einzug einen Gutschein im Wert von 50 Euro.

Die Jelbi-Stationen ersetzten aber nicht die Planung von Verkehrsinfrastruktur. Zwei Buslinien verbinden das Wohngebiet bisher mit der umliegenden Umgebung. Die nächstgelegene Bahnstation ist der U-Bahnhof Haselhorst.“Die Verkehrsproblematik ist bis jetzt die Schwachstelle des Gebiets“, sagt Snezana Michaelis, Vorstandsmitglied der Gewobag. Laut dem Gewobag-Mitarbeiter Patrick Isensee, der für das Thema Mobilität verantwortlich ist, hänge das aber mit der Verkehrsverwaltung zusammen. „Wir sollen viele neue Wohnungen bauen, aber eine entsprechend leistungsfähige verkehrliche Anbindung wird leider häufig erst später geplant“, sagt Isensee.

 

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