Namen & Neues
Hakenfelde: Weg für "Minna-Villain-Straße" ist frei
Veröffentlicht am 20.11.2023 von André Görke
Taxifahrer, aufgepasst! Spandau bekommt eine neue Straße. Auch das geht aus der 175 Seiten dicken Rathausmappe am Mittwoch hervor.
„Die Umbenennung der Carossastraße in Minna-Villain-Straße kann durchgeführt werden“, schreibt Verkehrsstadtrat Thorsten Schatz, CDU, und winkt mit ganz aktuellen Papieren. Denn: „Die Prüfung ist abgeschlossen.“ Das steht so im neuen Zwischenbericht, der auf einen Antrag der Linken um Lars Leschewitz, Tierschutzpartei um Aída Spiegeler Castañeda, Elmas Wieczorek Hahn (damals fraktionslos, heute Linke) und Jens Hofmann (damals fraktionslos, heute FDP) zurückgeht.
„In 10 Bezirken existieren keine Straßen- oder Platznamen, welche in ihrer Schreibweise oder Aussprache dem Vorschlag ähnlich sind“, heißt es jetzt zur Prüfung. Einzige Ausnahme: „In Treptow-Köpenick gibt es eine Minna-Todenhagen-Straße.“ Wer allerdings statt Minna Villain den Namen Minna Todenhagen hört, sollte dringend die Notfallsprechstunde beim Ohrenarzt aufsuchen. Wann die Umbenennung erfolgt, teilte der Stadtrat nicht mit.
Minna Villain war deutsche Widerstandskämpferin und hat in Spandau für Siemens arbeiten müssen. Sie war „Stanzerin“ in den Schuckertwerken in Siemensstadt, Mitglied der SPD und auch in einer Widerstandsgruppe. 1939 wurde sie verhaftet und ohne Prozess ins KZ Ravensbrück verbracht, wo sie 1942 starb. „Mit dem Gedenken an Minna Villain kann repräsentativ allen Opfern der Zwangsarbeit bei Siemens in Spandau gedacht werden“, hieß es im Antrag im Sommer 2022. Zuvor hatten sich Anwohner für eine Umbenennung stark gemacht.
Die Carossastraße selbst ist ziemlich neu. Sie wurde erst 2007 so benannt, hat bis heute keine Anwohner und führt vom einstigen „Carossa-Quartier“ (das mit dem gelben Uhrenturm) von der Goltzstraße zur Bamihlstraße in Hakenfelde.
Der Name Hans Carossa ist seit Jahren umstritten. Im Sommer 2022 hatte beispielsweise das Kladower Hans-Carossa-Gymnasium (1000 Jugendliche) nach fünf Jahren Debatte den Namen zur Wahl gestellt. Er habe keinen Bezug zu Spandau, nicht zur Schule und „war aus meiner persönlichen Sicht eindeutig Profiteur der Nazis“, hatte Schulleiter Henning Rußbült damals im Newsletter gesagt. Die Lehrerschaft war für einen neuen Namen. Kinder und Eltern wollten Hans Carossa weiter ehren und den Namen ihrer Schule behalten. – Q: Zwischenbericht Nr 0376