Namen & Neues

Flüchtlingsstandorte: So steht es um die Ausbaupläne

Veröffentlicht am 11.12.2023 von André Görke

Damit Menschen in der Not nicht auf der Straße leben, sondern in einem Zimmer mit Bett und Heizung, nutzt das Landesamt für Flüchtlingsangelegenheiten (LAF) sieben Häuser in Spandau: Die sind mit 2300 Menschen aktuell voll ausgelastet, berichtet Staatssekretär Aziz Bozkurt, SPD, auf eine schriftliche Anfrage von Tommy Tabor, AfD. Allerdings gibt es weitere Plätze, die nicht vom LAF angemietet werden. Wohnungslos können bspw. auch Menschen aus der Ukraine sein, die keinen Asylantrag stellen wollen. „Zur Vermeidung von Obdachlosigkeit weisen die Berliner Bezirke wohnungslosen Menschen auf Antrag Unterkunftsplätze in privaten Unterkünften zu“, so Bozkurt.

Am S-Bahnhof Stresow ist zum Beispiel eine private Massenunterkunft in einer früheren Modefabrik („Blacky Dress“) errichtet worden. Zuletzt tauchte der Standort sogar bizarr als „Hotel“ in einer Neubauliste auf, weshalb Leute in der Innenstadt erstaunt vom Touristenboom in Spandau sprachen. Dabei geht die Geschichte ganz anders. „Die Unterbringung von Geflüchteten in Hostels oder Hotels kann nur eine Notlösung sein, um akute Bedarfe kurzfristig zu decken“, hatte Bürgermeister Frank Bewig, CDU, hier im Newsletter gesagt. Das Haus im industriellen Niemandsland soll kurzfristig von 330 auf 560 Betten erweitert werden.

Restaurant „Kaiserhof“. Das Restaurant „Kaiserhof“ am S-Bahnhof Stresow müsse schließen, damit dort 2024 Geflüchtete unterkämen, wird im Kiez erzählt. Dem widerspricht allerdings der Senat: „Etwaige Pläne, die Räumlichkeiten des Restaurants Kaiserhof für die Unterbringung von wohnungslosen Menschen zu nutzen, sind dem Bezirk und dem Senat nicht bekannt“, so Staatssekretär Bozkurt. Es befinde sich aber im Nachbarhaus eine Unterkunft für Wohnungslose, für die der Staat übrigens „25 Euro Tagessatz pro Person“ zahlt.

Am Fehrbelliner Tor ist eine reine Flüchtlingsunterkunft mit dem Kürzel MUF geplant. Die drei Buchstaben stehen für „modulare Unterkünfte für Flüchtlinge“. Dort sollen ab 1. Mai 570 Menschen unterkommen. Letztens hatte ich Sie deshalb über die neue Schule auf der anderen Straßenseite informiert, deren Zeitplan wackelt.

Am Waldkrankenhaus ist ein zweites MUF-Haus für 500 Menschen geplant, allerdings liegt das Gelände ziemlich abgeschieden. Hier das Update vom Senat: „Der Standort Griesingerstraße befindet sich weiterhin in einer tiefergehenden Prüfung, das Grundstück wird als nicht kurzfristig entwickelbar eingeschätzt, daher kann noch kein Zeitpunkt für die Realisierung des Standortes benannt werden.“ Der Bezirk will an der Griesinger Straße lieber kleinteiligeren Wohnungsbau für Familien ermöglichen. Die Nervenklinik an der Griesingerstraße ist seit 2006 geschlossen.

Der Senat sucht weitere Grundstücke für die Errichtung von Leichtbauhallen, Containerstandorten und weiteren MUFs. Nach meinen Infos schielt der Senat auch wieder auf den einstigen Siemens-Fußballplatz am S-Bahnhof Siemensstadt, wo letztes Jahr bereits Flüchtlingscontainer standen. Der Bezirk möchte dort allerdings eine Schule bauen. – Text: André Görke

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Dieser Text stammt als Leseprobe aus dem Spandau-Newsletter des Tagesspiegels. Den gibt es kostenlos und einmal pro Woche unter tagesspiegel.de/bezirke

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