Namen & Neues
Altstadt-Ufer: Stolpersteine geschändet
Veröffentlicht am 13.05.2024 von André Görke
Unbekannte haben einen Gedenkort am Spandauer Havelufer beschädigt, der an die Opfer der Nazis erinnert. Der „Stolperstein“ trägt seit 2022 den Namen der Jüdin Lore Pieck, die mit ihrer Familie im Haus Lindenufer 29 gewohnt hat.
„Die Messingplatte wurde gewaltsam nach oben gebogen“, erzählt Gudrun O’Daniel-Elmen. Sie ist die Erinnerungsbeauftragte der evangelischen Kirche. „Dass kein weiterer Schaden entstanden ist, könnte daran liegen, dass der oder die Täter gestört wurden. Die Stolpersteine liegen nicht weit vom Mahnmal entfernt, das aber unbeschädigt ist.“ Rückblick: 2023 wurden dort Glasscheiben zerstört („mit einer Gehwegplatte“).
Gemeldet wurde der Schaden von den Putzpaten, die im Haus wohnen. Uwe Hofschläger von der „Jugendgeschichtswerkstatt“ habe sich den Schaden vor Ort angesehen, Fotos gemacht „und so weit wie möglich die angehobene Stelle der Messingplatte wieder nach unten gedrückt“, so O’Daniel-Elmen.
Bei der Polizei wurde eine Anzeige erstattet, und ein neuer Stolperstein soll nun verlegt werden. Die weiteren hier liegenden drei Stolpersteine für die Familie Pieck blieben unbeschädigt, so O’Daniel-Elmen.
Das Kaufhaus von Familie Pieck stand in der Altstadt dort, wo seit 1954 der Woolworth-Klotz steht, also am Markt Ecke Breite Straße. 1933 musste es die Familie, erzwungen durch die Nationalsozialisten, aufgeben, hieß es bei der Verlegung im Sommer 2022 – hier der Bericht im Spandau-Newsletter des Tagesspiegels.
„1933 mussten auch die Kinder ihren Schulen verlassen. Daraufhin verließ die Familie Pieck Spandau und zogen nach Charlottenburg um, in der Hoffnung, dort aus dem Blickfeld der Nationalsozialisten zu sein. Die Kinder gingen fortan auf eine jüdische Schule. Im Januar 1939 konnten Ilse und Lore durch einen Kindertransport nach England fliehen. Ihre Eltern konnten ihnen im März folgen. Letztendlich endete ihre Flucht in den USA.“ www.stolpersteine-berlin.de
- „Die Politik liest mit: drei Orte, die in Spandau dringend mehr Aufmerksamkeit verdient haben?“ Uwe Hofschläger von der Jugendgeschichtswerkstatt über Gedenkorte, Engagement und sein Spandau – hier im Tagesspiegel-Interview.