Kiezgespräch

Veröffentlicht am 09.11.2020 von André Görke

Ein Corona-Fall in Spandau – und was die Amtsärztin sagt. Ich bekam jetzt Post aus dem Falkenhagener Feld. Ein Mann war an Corona erkrankt, hatte sich selbst testen lassen. Und dann? „Keine Rückfragen vom Gesundheitsamt, Kontakt lässt sich nicht herstellen“, berichtet er. Es gebe keine Rückverfolgung im Umfeld und keine Tests. „Somit tauchen diese Personen auch nicht mehr in der Statistik auf, aber schlimmer noch, durch fehlende Nachverfolgung derer Kontaktpersonen nimmt eine exponentielle Entwicklung ihren Lauf – und das vermutlich nicht nur in Spandau!“

Ich fragte Spandaus Amtsärztin Gudrun Widders zu diesem Fall. Und die Antwort ist so interessant, dass ich sie in kompletter Länge gerne zum Lesen geben möchte.

  • „Den Ärger des Leser kann ich verstehen. Dennoch stimmen Aussagen in der Beschwerde nicht. Richtig ist, dass die Fallzahlen in den letzten Wochen exponentiell angestiegen sind – deutschlandweit.
  • Spandau ist leider nicht verschont geblieben. Richtig ist auch, dass es dem Gesundheitsamt schwer fällt, auf alle Anfragen, mit denen wir gegenwärtig überrollt werden, zeitnah zu reagieren.
  • Manchmal vergehen Tage und sind Menschen dadurch verunsichert.
  • Nicht richtig ist, dass Menschen mit Symptomen nicht getestet werden. Auf diesen liegt, anders als in der Beschwerde geäußert, unser Schwerpunkt. Wir testen inzwischen nicht mehr alle Kontaktpersonen, jedoch aber die mit Symptomen.
  • Wer für Covid 19 typische Symptome entwickelt, soll seine Verantwortung für sich und seine Mitmenschen wahrnehmen und sich in ärztliche Behandlung begeben.
  • Der behandelnde Arzt entscheidet dann, ob eine Testung erforderlich ist. Er informiert das Gesundheitsamt auch über den Verdachtsfall oder den bestätigten Fall.
  • Personen, die sich als Infizierte oder Kontaktpersonen in Quarantäne befinden, können andere Menschen nicht anstecken.
  • Das ist die Kernintention unserer Allgemeinverfügung, die Spandau seit Anfang der vergangenen Woche hat.
  • Wichtig dabei ist, dass sich jeder, der unmittelbaren Kontakt zu einem infizierten Menschen hatte, augenblicklich in die häusliche Isolierung begeben soll und den Kontakt mit dem Gesundheitsamt suchen muss, damit diese Anordnung auch getroffen werden kann.
  • In den letzten Wochen waren die Telefonleitungen des Gesundheitsamtes tatsächlich meistens belegt. Damit waren wir aber nicht „nicht erreichbar“, sondern eben nicht gleich erreichbar.
  • Die Hotline wurde inzwischen anders eingerichtet, was in Aussicht stellt, dass sich die Situation entspannen wird.
  • Am sinnvollsten ist, eine E-Mail an ges2@ba-spandau.berlin.de zu senden und das Kontaktformular der Senatsverwaltung SenGPG ausgefüllt beizufügen.
  • Das Gesundheitsamt Spandau arbeitet auf Hochtouren, entstandene Rückstände aufzuarbeiten und Strukturen zu schaffen, die ein zeitnahes Bearbeiten wieder ermöglichen sollen. Die Situation ist aber gegenwärtig für uns alle ausgesprochen schwierig.
  • Eines möchte ich sehr deutlich sagen: die Verantwortung liegt bei jedem einzelnen Bürger. Nicht wahrgenommene Verantwortung können die Gesundheitsämter nicht gerade rücken.“

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Dieser Text stammt aus dem Tagesspiegel-Newsletter für Berlin-Spandau – von André Görke. Den gibt es in voller Länge und kostenlos hier: leute.tagesspiegel.de

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