Nachbarschaft

Veröffentlicht am 24.07.2018 von Robert Klages

Wie man Spandau auf Gebärdensprache „sagt“? Gar nicht so einfach: es sind zwei Armbewegungen, aber auch die Lippenstellung spielt eine Rolle. Ich habe es geübt, aber leider schnell wieder verlernt. Margit Krois hingegen kann das. Sie ist die berlinweit erste „Behördenlotsin für Senioren und Menschen mit Behinderung mit Gebärdensprache“. Anfang des Monats hat sie ihren Dienst im Rathaus Spandau aufgenommen. Vorrangig ist sie derzeit kommissarisch mit der Organisation des Marktes „Das soziale und internationale Spandau“ beschäftigt, der am 15. September stattfinden wird. Viele soziale Träger, wie zum Beispiel das Deutsche Rote Kreuz, werden sich dort präsentieren. Krois arbeitet eng mit Sargon Lang zusammen, den Beauftragten für Menschen mit Behinderung und für Senioren. Zu ihren Aufgaben gehört die Bedarfsermittlung für behindertengerechtes Wohnen.

Das öffentliche Straßenland soll behindertengerechter werden. So zum Beispiel am Uferpalais. Dort ist ja auch eine Seniorenresidenz. Und eigentlich eine reine Fußgängerzone. Trotzdem biegen Radfahrende rasant um die Ecken – Unfälle sind vorprogrammiert. „Ein Ärgernis“, findet Krois und will die Radelnden zum Absteigen bewegen – ein Lösung muss her. Das Bezirksamt hat schon erklärt, hier helfen zu wollen.

Was muss sich für Gehörlose ändern? Krois sagt, Bürgerinnen und Bürger müssten noch mehr für das Thema sensibilisiert werden, auch schon in den Schulen und Kindergärten. „Einem Gehörlosen sieht man nicht an, dass er nicht hören kann.“ In U- und S-Bahnen sollte es mehr Schriftzüge für Gehörlose geben, welche Station als nächstes kommt. Denn wenn die Bahnen voll sind, kann man die Anzeigen nicht immer erkennen. Im Rathaus selbst soll es eine Information für Gehörlose geben, damit diese sich besser im Amt zurechtfinden können.

Krois ist 59 Jahre alt. Sie hat lange in der bezirklichen Beratungsstelle für behinderte, krebs- und aidskranke Menschen gearbeitet. „Meine Großeltern waren gehörlos. Noch vor der Deutschen Lautsprache ist Gebärdensprache daher quasi meine Muttersprache“, sagt sie. „Frau Krois ist die Idealbesetzung einer Behördenlotsin für Menschen mit Behinderung in Spandau“, ist sich ihr neuer Kollege Lang sicher. Krois wird Menschen mit Beeinträchtigungen bei Behördenangelegenheiten beraten – und auch mit zu den Ämtern gehen. Sie hat darüber hinaus die Aufgabe, Bezirksamtsmitarbeitende im Kundenkontakt für die vielfältigen Formen von Beeinträchtigung zu sensibilisieren. Eine weitere wichtige Aufgabe von Krois wird darin bestehen, schwer verständliche Behördentexten in eine leichte Sprache übersetzen zu lassen, die alle verstehen.

Sprechstunde immer dienstags: 10 bis 12 Uhr, oder nach Vereinbarung. Für Gehörlose und Hörbehinderte. Im Rathaus. Carl-Schurz-Straße 8, 2. Obergeschoss, Raum 1203. Barrierefreier Zugang mit Aufzug über Wall 3. Aber auch sonst können sich sowohl Gehörlose, als auch Seniorinnen und Senioren jederzeit bei Krois melden: (030) 90279-2990 oder m.krois@ba-spandau.berlin.de. Die Postanschrift lautet: Bezirksamt Spandau von Berlin, BzBm LotBeh, 13578 Berlin.

Wer soll hier als nächstes vorgestellt werden? Sie selbst? Jemand, den Sie kennen? Wir freuen uns auf Ihre Vorschläge unter: spandau@tagesspiegel.de