Nachbarschaft
Veröffentlicht am 29.01.2019 von André Görke

Beate Seeliger, 57, aus Hakenfelde.
Was treibt Sie an? „Soziales Engagement. Ich helfe der Spandauer Tafel, der Bahnhofsmission, und ich bin in der Gratulationsgruppe des Bezirks tätig. Was wir da machen? Ich gehe in Pflegeheime oder klingele – nach Absprache – an Türen, wenn dort Menschen wohnen, die ein stolzes Alter erreicht haben. Wir gratulieren im Namen des Bezirks zum Geburtstag. Wenn einer 100 Jahre alt wird, kommt schon mal der Bürgermeister persönlich, aber wir gratulieren auch zum 91., 92., 93. … wir trinken dann eine Tasse Kaffee, plauschen, das ist oft berührend. Wir dürfen Geschenke im Wert von zehn Euro besorgen – Kaffee, Blumen, mal eine Flasche Wein, so was halt. Wir sind fünf, sechs Leute für Hakenfelde, und es werden immer Ehrenamtliche in Spandau gesucht.“
Was ärgert Sie? „Nichtzuständigkeit. Ich bin in einer Wochenendsiedlung in Hakenfelde als Vorstand tätig, wir haben mehr als 300 Häuser. Bei uns steht ein Kleidercontainer seit Jahren im Wald – den kennt das Ordnungsamt, entfernt aber keiner. Oder: Bei uns wurde in diesem Winter sechs Mal eingebrochen – die nehmen Schnaps mit, klauen Werkzeug, vor allem machen sie viel kaputt. Da wünsche ich mehr Interesse der Polizei. Oder die Bäume vor unserer Kolonie: Da wurde vor Jahren ein „F“ draufgesprüht, das steht für „Fällen“, es fällt aber keiner – vor einem Jahr ist ein Baum zwischen unsere Gärten gekracht. Keiner wurde verletzt, zum Glück, aber wer fällt denn nun die anderen wackeligen Bäume? Ich telefoniere rum und rede mit Ämtern, aber alle im Bezirk sagen: Ist nicht unser Ding. So was ärgert mich. Kann nicht jemand einfach mal sagen: ‚Danke für den Hinweis, wir kümmern uns?‘ Oder ein Beispiel aus meinem Zeichenkurs in Staaken – da rennen immer wieder Drogendealer auf dem Parkplatz am Staaken-Center rum. Die mobile Polizeiwache stört die nicht, die sind nur aufmerksamer.“
Was finden Sie schön? „Ich bin in Zehlendorf geboren, wohne aber seit den 80ern in Spandau – mittlerweile in Gatow. Doch das, was mir Hakenfelde bietet, finde ich nicht in meinem kleinen Garten in Gatow. Dieser dichte Wald, die Ruhe, die Vögel – wir siedeln gerade Waldkauz, Eulen und andere seltene Vögel in unserer Siedlung an. Und wir haben in Hakenfelde ein Tretboot, mit dem wir auf der Havel fahren können. Es ist wie Urlaub.“ – Aufgezeichnet von André Görke
- Diesen Text haben wir dem neuen Spandau-Newsletter des Tagesspiegel entnommen. Komplett und kostenlos einmal pro Woche lesen – ganz einfach hier leute.tagesspiegel.de