Nachbarschaft
Veröffentlicht am 19.03.2019 von André Görke

Renate Bergmann, 82, Autorin aus Spandau. Ihr neues Buch heißt: „Die Online-Omi baut ein Haus. Das Dach muss vor dem Winter rauf drauf“ (März 2019, Rowohlt-Verlag, 10 Euro). Inhalt: Bergmann überlässt ihr Spandauer Grundstück ihrem Neffen. Wir so: „Zeit für den Spandau-Newsletter, Frau Bergmann?“ Und sie so: „Klar, gern.“ Hier finden Sie Fotos aus der Altstadt.
„Noch nie in Spandau aufgetreten“. Ulkig: Das halbe Land kennt die Internet-Oma aus Staaken („Spandau ist mein Mallorca“). Ihre Bücher tauchen in der „Spiegel“-Topseller-Liste auf, sie hat 52.000 Fans bei Twitter und 47.000 bei Facebook. „Aber in Spandau selbst bin ich noch nie aufgetreten“, erzählte mir Torsten Rohde, 44, als wir im „Karstadt“-Restaurant saßen und durch die Scheiben auf die Dächer der Altstadt guckten. Rohde ist der Autor hinter Renate Bergmann – ein unaufgeregter Typ. Im Hamburger Hafen liest er im Sommer aus seinen Büchern auf einer Barkasse. Das könnte doch ein Vorbild sein für ein Kulturschiff auf der Havel, oder? Ob er das Kulturhaus kennt? „Klar, liegt gleich um die Ecke, da tritt oft Sascha Grammel auf, viele Tage am Stück.“ Wie gut, dass nicht nur Renate Bergmann Abonnentin des Spandau-Newsletters ist, sondern auch Britta Richter, Chefin des Kulturhauses (Foto). Sie haben wir dazu gleich mal befragt. Ihre Antwort finden Sie heute ganz am Ende des Spandau-Newsletters.
Fester, Adler, Karstadt: unser Spandau-Spaziergang. Mit Torsten Rohde habe ich den Omi-Klischee-Spaziergang erledigt. Hallöchen in der „Konditorei Fester“ (Klassiker seit 1928), Kaffee bei Karstadt, Enten füttern an der Havel. Nur zum Damen-Friseur haben wir uns beide nicht getraut. Dafür sind wir reinspaziert in Berlins älteste Apotheke: die „Privilegierte Adler Apotheke“ am Markt. 400 Jahre hat die auf dem Buckel. „Haben Sie eine ‚Apotheken-Umschau‘ für uns?“ Der Chef, Jörg Vogel, hat Renate Bergmann gleich mal ein Heft mitgegeben – allerbeste Inspiration! Die findet Rohde oft in Spandau: „Ich setze mich gern in die Konditorei ‚Fester‘, beobachte die Leute auf dem Markt, höre zu, worüber an den Tischen geredet wird“, sagt Rohde. „Da wäre Renate nicht anders. Die lauscht, denkt sich ihren Teil, löffelt ab und zu die Herren am Nachbartisch an und gibt ihren Senf dazu ab.“ Ein prima Ort für Inspiration ist übrigens auch das Ikea-Restaurant in Spandau: „Ich habe mal zwei ältere Frauen beobachtet, die den Gratis-Ketchup in ihre Tupperware füllten. So was kann sich keiner ausdenken.“ – André Görke
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Dieser Text stammt aus dem neuen Spandau-Newsletter vom Tagesspiegel. Den Newsletter können Sie komplett lesen unter leute.tagesspiegel.de.