Nachbarschaft

Veröffentlicht am 10.09.2019 von André Görke

12 Bezirke, 12 Kiezgespräche aus Berlin. In unseren Tagesspiegel-Newsletter erzählt jede Woche ein Mensch eine Geschichte aus einem Berliner Bezirk. Diesmal: Spandau. Dirk Laubner, 57, ist einer der bekanntesten Luftbildfotografen Berlins. Er war jetzt über Spandau unterwegs und zeigt Ihnen, den Leserinnen und Lesern des Tagesspiegel-Newsletters für Berlin-Spandau, heute in der Rubrik „Kiezkamera“ sein erstes Bild.

Herr Laubner, wie hoch fliegen Sie eigentlich? „Ich fliege ja gar nicht, ich fotografiere – beides geht nicht über einer Stadt wie Berlin. Ich bin seit 25 Jahren in einer Charter-Maschine unterwegs – meistens mit einem Piloten, den ich schon lange kenne. Er ist sehr erfahren, hat 12.000 Flugstunden absolviert. Das ist Teamarbeit mit detaillierter Vorbereitung.“

Und die Höhe? „Unter 650 Meter darf man normalerweise nicht, aber wir haben eine Tieffluggenehmigung für die Stadt. Wir dürfen auf 400 Meter runter.“

Wie läuft das da oben ab? „Da darf natürlich nicht jeder rumfliegen, wie er will – schon gar nicht in der TXL-Einflugschneise, in der Spandau liegt. Da sind sehr viele Flugzeuge unterwegs, und die brauchen Platz – auch für den Notfall. Wir müssen also eine Art Termin mit dem Tower absprechen. Und dann fliegen wir mit Tempo 180 nach Spandau. Der Pilot bringt das Flugzeug in Stellung, nimmt Gas raus, geht runter auf 100 km/h – langsamer geht’s nicht – und dann mache ich meine Bilder, während wir langsam am Motiv vorbeigleiten.“

Hat Ihre Maschine einen Spitznamen? „Nein, nur eine klassische Kennung. Ich sitze immer in einer gecharterten Cessna, ein braves Flugzeug – ein Hochdecker. Die Flügel befinden sich oben. Da habe ich freie Sicht mit meiner Kamera nach unten.“

Wie oft fliegen Sie über Spandau? „Bestimmt vier, fünf Mal im Jahr. Ich werde oft gebucht – vom Senat, von der Immobilienbranche, aber auch von der BVG.“

Und was machen Sie für die BVG? „Ein Beispiel: Das Unternehmen brauchte ein Foto mit allen 150 Bussen auf dem Omnibushof an der Heerstraße. Die sind tagsüber natürlich alle unterwegs, also habe ich das Bild um 4 Uhr im Morgengrauen gemacht, wenn alle Busse auf dem BVG-Hof parkten. Anders ist das bei der Zitadelle – da sollten Menschen drauf zu sehen sein. Die Pepitahöfe in der Wasserstadt wiederum konnte ich nur am Wochenende fotografieren – unter der Woche hätten wir in der Einflugschneise vom Flughafen Tegel gestört.“

Ihr Lieblingsort in Spandau? „Über Spandau.“

Dann anders: Wie ist Spandau aus der Luft? „Flächenmäßig groß, fast schon überraschend groß. Und mir fällt auf, wie viele moderne Einfamilienhäuser entstanden sind in Staaken, das zieht sich bis Falkensee. Ich glaube, dass wissen viele in der Innenstadt gar nicht.“

Und am Boden? „Ich komme aus dem Rheinland, 1994 bin ich hergezogen. Damals habe ich den Weg nach Kladow entdeckt – faszinierend, wenig Menschen, ein anderes Tempo. Und mit der Gemütlichkeit der Altstadt habe ich auch nicht gerechnet. Das hat was von einer Kleinstadt.“

Schon mal auf dem Flugplatz Gatow gelandet? „Nein, leider nicht. Ich erinnere mich aber, dass ich als Kind mit einer Propellermaschine in Tempelhof gelandet bin.“

Sie haben auch unzählige Bücher veröffentlicht. Kommt bald das nächste? „Erst einmal ein neuer Berlin-Kalender mit meinen Fotos aus der Luft, 12 Bilder aus 12 Bezirken. Der wird im Oktober veröffentlicht. Ich glaube, ich nehme ein Bild aus der Altstadt. Ich hatte neulich gutes Licht, als ich über Spandau geflogen bin.“ – Fragen: André Görke

  • Kontakt: Seine Bücher, sein Kalender – dirklaubner.de – 
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    Dieses Interview habe ich als Leseprobe dem Tagesspiegel-Newsletter für Berlin-Spandau entnommen. Den – kompletten – Spandau-Newsletter mit exklusiven Nachrichten, Tipps, Terminen und gerne auch Humor gibt es unkompliziert und kostenlos hier: leute.tagesspiegel.de
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