Nachbarschaft
Veröffentlicht am 26.11.2019 von André Görke

Melanie Friese, 23, Wasserballerin der Wasserfreunde Spandau in Berlin. – Am Wochenende fand das erste Heimspiel statt: Im Spitzenspiel wurde Bayer Uerdingen mal eben 17:6 abgefertigt. Hier spricht Friese über Babyschwimmen, blaue Augen und den Traum einer Wasserball-Arena an der Gatower Straße.
Frau Friese, schon immer im Schwimmbecken gewesen? „Ja. Meine Mutter ging mit mir zum Babyschwimmen bei Reni, also Renate Stamm. Sie ist die Ehefrau von Vereinschef Hagen Stamm. Meine Familie kommt aus Zehlendorf, aber die Wasserfreunde Spandau wurden damals mein Verein und blieben es bis heute.“
Ihre Schulzeit? „Ich bin seit meiner Kindheit Schwimmerin, habe Meistertitel gewonnen, für mich ist das Leistungssport. 2015 habe ich mein Abi an der Sportschule am Halemweg gemacht. Von der Poelchau-Schule bin ich mit der U-Bahn oft in die Altstadt gefahren: Da gab’s vorm Training immer was zu essen. Im Jahrgang unter mir waren Maximilian Mittelstädt und Jordan Torunarigha von Hertha BSC. Die kennt man in Spandau, oder?“
Ihr Ballgefühl? „Ich war früher kurz im Handball-Verein, meine Mutter war Handball-Nationalspielerin. Ich kann also mit dem Ball umgehen. Und so war ich dabei, als wir 2017 ein Frauen-Team im Wasserball gegründet haben. Mit Erfolg: Wir wurden Meister und Pokalsieger, spielen im Europapokal.“
Kennen Sie die Halle an der Gatower Straße? „Klar, vor allem als Schwimmerin. Das ist aber kein Wettkampfbecken für Wasserballer. Der Boden ist schräg, und das Wasser mag ich persönlich auch nicht – das ist ziemlich hart und daher langsam (lacht). Kann man schwer erklären, das ist wie mit dem Ballgefühl: für die einen ist der Ball zu hart, zu leicht, zu weich… für andere genau richtig.“
Ihr Traum von der Wasserballarena in Spandau? „Jetzt spielen wir in Schöneberg. Die Halle ist alt, die Fitnessgeräte sind es auch, die Kabinen leider sehr öffentlich. In Schöneberg gibt es eine Tribüne. Die ist hoch und liegt weit weg, da kriegst du im Wasser nicht so viel mit. Es wäre toll, wenn die neue Arena in Spandau gebaut würde, mit Tribünen rings ums Becken. Dann säßen überall Zuschauer. Klar, hören wir was unter der Kappe. Wir tragen übrigens zwei: die Badekappe und die Vereinskappe mit Ohrenschutz, weil es ja oft zur Sache geht.“
Schon mal verletzt? „Ich hatte bisher Glück: keine gebrochenen Finger, nur ein sehr blaues Auge – da half auch keine Schminke mehr. Beim Wasserball wird ordentlich geblockt und gezogen, vor allem unter Wasser. Aber ich habe dazu gelernt.“
Warum sollte man zugucken? „Es ist ein Mix aus Schwimmen und Ballsport, mit Taktik und Kampf. Und wenn Jugendliche oder Mädchen Lust haben auf den Sport – ruhig mal bei uns melden! Wir brauchen mehr Wasserballerinnen. Und für interessierte Zuschauer: trocken und warm ist es auf den Tribünen auch.“
Was machen Sie außerhalb des Schwimmbeckens? „Ich studiere Sportwissenschaften und Englisch – ich möchte Lehrerin werden.“ – Text: André Görke
- Termine: Das Frauenteam der Wasserfreunde im Netz – hier der Link: spandau04.de.
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Dieser Text stammt aus dem neuen Tagesspiegel-Newsletter für Berlin-Spandau. Den gibt es von mir in voller Länge und kostenlos unter leute.tagesspiegel.de.
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