Nachbarschaft

Veröffentlicht am 14.04.2020 von Robert Klages

Maskenpflicht? Kein Problem: Unser Leser Detlef Zielinski („Die Spandauer Newsletter lese ich mit großem Interesse. Sie sind prima. Kurz und informativ.“) baut Masken aus Kaffeefiltern. Die Idee habe er beim Einkaufen aufgeschnappt, erzählt er uns. Ein Kunde habe zum anderen gesagt: „dat jet janz enfach, mit ena Filtatüte.“

Zielinski hat die Masken getestet. Ein Mann der Tat, er macht sonst Fotos und malt, ist Künstler. Große Augen und fragende Blicke habe er bekommen, mit dem Kaffeefilter im Gesicht. Durch die Kegel-Form der Filtertüte könne man gut atmen, berichtet Zielinski. Er hat die Filtertüte noch mit Klebeband gesichert, sodass keine Feuchtigkeiten in das Papier dringen kann.

Zielinski meint das wohl nur bedingt ernst. Erkennbar wohl auch an den Kaffeeresten an seiner Filtertüte. Viele Menschen jedoch tragen tatsächlich so einen angeblichen Schutz: So mancher setzt sich Kaffeefiltermasken ins Gesicht. Grund dafür sind Berichte über den Konzern Melitta, dieser wolle millionenfach Atemmasken herstellen. Die Meldung verbreitete sich schnell und bald erschienen die ersten Tipps zum Selberbauen von Kaffeefiltermasken in den sozialen Netzwerken. Doch, genau lesen:

Melitta produziert keine Masken aus Kaffeefiltern. Eine Tochterfirma von Melitta stellt Vliese her, die als ein Rohmaterial für die weitere Produktion von Schutzmasken verwendet werden. Lediglich die Form des Kaffefilters bleibt erhalten. Die anstelle des braunen Filterpapiers aus einem dreilagigen weißen Spezialvlies hergestellten Masken sollen den europäischen Standard für OP-Masken mit einer Bakterien-Filtrations-Effizienz von mehr als 98 Prozent erfüllen. Dazu hat Melitta das Werk in Westfalen zur Produktion umgerüstet.

Nicht gut hingegen ist es, sich Kaffeefilter ins Gesicht zu setzten. Melitta selbst warnt in einer Stellungnahme davor: „Entgegen der vermehrten Tipps im Internet, können wir als Melitta Group nicht empfehlen, Melitta® Filtertüten® als Mund- und Nasenschutz zu verwenden. Melitta® Filtertüten® verfügen über feine Poren, die Partikel bis zu einer gewissen Größe filtern. Coronaviren sind mit einer Größe von 0.12 – 0.16 µm um ein Vielfaches kleiner und werden somit nicht vollständig gefiltert. Der gewünschte Schutz ist also nicht gegeben.“

Darüber hinaus könnten sich Menschen mit den selbstgebastelten Masken möglicherweise sicherer fühlen und leichtfertiger mit den weiteren wichtigen Hygieneempfehlungen umgehen, wie Abstandhalten, Händewaschen etc., schreibt Melitta.

Also bitte nicht einfach irgendwas als Maske ins Gesicht setzen, es sollte schon eine professionelle Atemschutzmaske sein. Auch keine Staubsaugerbeutel! Und noch gibt es ja auch keine Maskenpflicht. Zwar wird in Deutschland darüber diskutiert, allerdings ist besonders der Nutzen von selbstgebauten Masken äußerst fraglich.

Wer soll hier als nächstes vorgestellt werden? Sie selbst? Jemand, den Sie kennen? Wir freuen uns auf Ihre Vorschläge unter: leute-a.goerke@tagesspiegel.de