Nachbarschaft
Veröffentlicht am 21.12.2020 von André Görke
Ihre Kirche stand in diesem Jahr in Flammen. Sie hat Temperament, kann mitreißen und wunderbar berlinern, wenn sie möchte („Na, ick bin in Berlin jeborn!“). Ihr Name: Axinia Schönfeld. Seit März 2019 ist sie Pfarrerin an der evangelischen Zuflucht-und-Jeremia-Kirchengemeinde im Falkenhagener Feld (Berlin-Spandau).
Im Herbst musste sie ihre Gemeinde und ihren Kiez trösten, als auf der Kirchen-Baustelle Feuer ausbrach. Ob sie in diesem Jahr die kleine Weihnachtsansprache im Spandau-Newsletter schreiben wolle? Axinia Schönfeld rief sofort zurück und sagte zu.
Sie ist Jazzsängerin und Pianistin, Theologin und Philologin. Ihr Weg zum Pfarramt war ein etwas längerer. So studierte sie nach ihrer Tätigkeit als freischaffende Musikerin evangelische Theologie und Klassische Philologie an der Humboldt-Uni. Dann war sie Vikarin in der Heilig Kreuz-Passions-Kirchengemeinde in Kreuzberg, später Pfarrerin in der Kirchengemeinde Tiergarten und als Referentin der Generalsuperintendentin von Berlin Ulrike Trautwein tätig. Jetzt also Spandau.
- „Was für ein Jahr – für uns hier in der evangelischen Zuflucht-und-Jeremia Kirchengemeinde in Spandau. Das enge Leben im Interim der Zufluchtkirche mit Gemeinde und zwei Kitas, ferner die Dauerbaustelle in der Jeremiakirche.
- Dann Corona. Dann der Dachbrand in der Jeremia-Kirche. Dann die Schließung des Flughafens Berlin-Tegel.
- Der Fluglärm ist zwar jetzt weg. Aber wir fühlen auch die Angst der Menschen im Falkenhagener Feld: Was, wenn die Wohngegend hier jetzt viel teurer wird? Irgendwie sind wir ständig unter Spannung in diesem Jahr in unserer Gemeinde.
- Dennoch haben wir unsere ganzen Kräfte zusammengenommen und nie aufgegeben. Vor allem unsere Ehrenamtlichen machten an Gemeindeveranstaltungen möglich, was möglich zu machen war. Und es scheint, gerade im Advent haben alle wieder mehr zu sich und zueinander gefunden.
- Wir leben unsere guten alten christlichen Traditionen. Denn sie geben uns Halt, und sie verbinden uns. So haben wir gemeinsam unseren großen Adventskranz geschmückt. Wir haben den Lebendigen Adventskalender wieder belebt. Wir haben tolle Gottesdienste gefeiert: Adventsgottesdienst mit dem Ensemble Art d’Echo, Jazz-Gottesdienst mit Axinia und Friedhelm Schönfeld. Und wir haben unsere Zeder draußen auf dem Westerwaldplatz prächtig adventlich geschmückt.
- Und jetzt – blicken wir voller Freude in Richtung Weihnachten. Wir planen die Aufstellung von Christbaum und Krippe mit besonderer Sorgfalt. Und unsere Herzen schlagen jetzt ruhiger. Denn Weihnachten ist immer, besonders in diesem Jahr, ein Fest der Hoffnung auf das Licht, das die Finsternis erleuchtet. Und ein ganz kleines Stück können wir dieses Licht schon sehen: Denn langsam lichtet sich die Baustelle der Jeremiakirche.
- Und wir hoffen, dass die Bauarbeiten bald weitergehen und wir im Herbst 2021 dort einziehen können. Ferner gibt es schon einen Impfstoff. Trotzdem wissen wir, dass die Zeit aktuell für alle sehr belastend ist.
- Aber wir wissen auch, dass wir an die denken müssen, die jetzt in den Krankenhäusern unseres Landes Unglaubliches leisten, und an die, die besonders gefährdet sind. Vielleicht fällt es uns dann leichter, uns Weihnachten im Kleinen ins Familiäre zurückzuziehen.
- Und wenn das Leben wieder normaler wird, vielleicht sehen wir uns ja dann mal bei uns im Gottesdienst oder bei einer unserer Gemeindeveranstaltungen. Bis dahin halten Sie gut durch, und bleiben Sie gesund!
- Ein gesegnetes Fest und ein viel besseres Jahr 2021 wünscht Ihnen von Herzen Pfarrerin Axinia Schönfeld.“
Die Kirchengemeinde finden Sie im Netz unter zuflucht-jeremia-gemeinde.de. – Text: André Görke
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Dieser Text erschien zuerst im Tagesspiegel-Newsletter für Berlin-Spandau. Alle 12 Tagesspiegel-Newsletter für Berlins 12 Bezirke gibt es unter: leute.tagesspiegel.de
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