Nachbarschaft

Veröffentlicht am 03.05.2021 von André Görke

Schimpfen? Kann jeder. Es gibt aber auch viele Leute, die entschlossen in ihrem Kiez anpacken. Wie Barbara Ide aus dem Falkenhagener Feld in Berlin-Spandau: Sie ist mit Greifer und Elan unterwegs. Hier stellt sie die Initiative „Sauberer Kiez Spandau“ vor.

Liebe Frau Ide, wo erreiche ich Sie gerade? „Ich bin mit meinem Greifer unterwegs. Mein Sorgenkind ist der Parkplatz an der Freudstraße.“

Sie gehören zur Gruppe „Sauberer Kiez Spandau“. Wie viele Leute stecken dahinter? „Etwa 15 Aktive. Seit November sind wir regelmäßig unterwegs – bisher mit großem Frauenanteil und vielen Menschen jenseits des aktiven Berufslebens. Kaum zu glauben, aber das Müllsammeln macht echt Spaß.“

Wer hilft Ihnen? „Die BSR und das Grünflächenamt statten uns mit Greifern und Müllsäcken aus. Sie sorgen auch dafür, dass die Müllberge zeitnah abgeholt werden und keine Beine bekommen. Das alles kommt nach Ruhleben und heizt uns so richtig ein.“

Wo ist dieser „saubere Kiez Spandau“? „Das ist als Synonym für das eigene Umfeld gemeint, wo man immer noch am liebsten putzt. Wir gehen dorthin, wo es am dreckigsten ist. Unsere Einsatzorte legen wir demokratisch fest. Jemand schlägt vor, wo dringender Handlungsbedarf besteht und wir treffen uns in der nächsten Woche dort – in der Corona-Zeit natürlich mit viel Abstand.“

Ihre Bilanz? „Letzten Montag waren wir am Falkenseer Damm. Sah eigentlich ganz vernünftig aus. Aber aus den Grünanlagen haben wir in nur einer Stunde riesige Mengen Müll, Zigarettenkippen, Berge von Flaschen, Holz und anderes Zeug befördert. Auf dem Parkplatz am Friedhof gab es sogar offene Behältnisse mit Altöl und Baustoffe aller Art. Schrecklich.“

Die Politik liest mit: Wo ist es besonders schlimm? „Es ist fast überall dreckig in Spandau und wir alle gewöhnen uns immer mehr daran. Da ist dringend ein Bewusstseinswandel gefragt. Denn die BSR alleine kann nicht mehr wegräumen, was wir an Müll in der Gegend herumwerfen.“

Brauchen Sie noch mehr Mitstreiterinnen und Mitstreiter? „Na klar. Am besten, alle würden mitmachen und sich verantwortlich fühlen für die Sauberkeit im direkten Umfeld. Ich denke dabei an so etwas wie ‚Aufräum- Patenschaften‘ für kleine Ecken in der eigenen Umgebung. “

Zu Ihnen: Wo liegt Ihr Spandau? „Ich wohne im Falkenhagener Feld, einem Kiez mit Quartiersmanagement. Wahrscheinlich ist Sauberkeit deshalb für mich so ein großes Anliegen. Meine Wurzeln habe ich auch hier: in der Siegerland-Grundschule und dem Kant-Gymnasium. Jetzt engagiere ich mich gerne ehrenamtlich, zum Beispiel in meiner Kirchengemeinde und bei der Kiez-Zeitung ‚Falkenhagener Express‘.“

Zum Schluss was Schönes: Verraten Sie uns Ihren Lieblingsort? „Am liebsten bin ich im Stadtforst. Ich mag die Ruhe dort, die Natur, die Tiere. Heute habe ich einen Waschbären gesehen. Das ist das Schöne an Spandau: Es ist ein Bezirk, der auch noch ganz viel Natur zu bieten hat.“

Sie möchten Kontakt zur Initiative aufnehmen? Per WhatsApp (01577 44 24 617), per Mail sauberer-kiez-spandau@web.de. Oder im Netz unter: www.saubererkiezspandau.de 
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Dieser Text erschien zuerst im Tagesspiegel-Newsletter für Berlin-Spandau. Den gibt es in voller Länge und einmal pro Woche unter leute.tagesspiegel.de
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