Nachbarschaft

Veröffentlicht am 20.03.2023 von André Görke

Alleinerziehende sind nicht allein. Das ist eine der Kernbotschaften aus der Neustadt. Denn am Mittwoch, 22. März, findet der „Aktionstag für Alleinerziehende“ am Koeltzepark statt: Schönwalder Straße 23, im Paul-Schneider-Haus. Infos: alleinerziehend-berlin.de.

Liebe Katrin Kailoweit und Len Saenger, Sie leiten die ‚Anlauf- und Koordinierungsstelle für Alleinerziehende‘ in Spandau, finanziert vom Senat. Wo erwischt man Sie? „Am Lutherplatz in der Neustadt, angesiedelt beim Verein ‚Eulalia Eigensinn‘. Da werden wir ab April unsere neuen Räumlichkeiten haben. Die Fachberatungsstelle für Frauen ist noch viel älter. Die gibt’s schon seit 30 Jahren.“

Katrin Kailoweit links, Len Saenger rechts.

Sie wollen den Blick heute auf Alleinerziehende in Spandau lenken und laden ein. Was ist beim Aktionstag am Mittwoch geplant? „Es soll ein kleines Wohlfühl-Fest werden. Da geht’s nicht in erster Linie um Bürokratie und Formulare, sondern um Wertschätzung und Anerkennung unserer alleinerziehenden Alltagsheldinnen und -helden. Es wird kostenlose Massagen, Maniküre und Frisuren geben. Wir wollen, dass Menschen, die täglich so viel Sorgearbeit schultern müssen, auch mal loslassen und sich zurücklehnen können. Für Kinderbetreuung wird auch gesorgt.“

Wer sind denn die Alleinerziehenden in Spandau?Alleinerziehende sind keine homogene Gruppe. Es gibt unterschiedliche Konzepte und Formen von Ein-Eltern-Familien. Wir möchten auch jene mitdenken, die zwar offiziell nicht alleinerziehend sind, aber sich so fühlen und wahrnehmen. Spandau hat mit 33 Prozent eine der höchsten Quoten an Ein-Eltern-Familien. Leider ist es immer noch so, dass es für Frauen das größte Armutsrisiko bedeutet, alleinerziehende Mutter zu werden.“ 

Sie reden bewusst von Ein-Eltern-Familien? „Ja, denn auch Alleinerziehende sind nicht allein, sondern bilden mit ihrem Kind auch eine kleine Familie. Das hat etwas mit Wertschätzung und Solidarität zu tun. Manche fühlen sich stigmatisiert, nur weil sie vielleicht dem alten, klassischen Familienmodell nicht entsprechen.“

Wie helfen Sie als Koordinierungs- und Anlaufstelle?  „Die Koordinierungsstelle ist vorrangig für die gesellschaftspolitische Arbeit und das Netzwerken zuständig, wobei die Anlaufstelle eher eine Beratungsfunktion hat und bei Fragen wie Existenzsicherung, Vaterschaftsanerkennung und Kinderbetreuung unterstützt. Im Fall vorangegangener häuslicher Gewalt vermitteln wir Frauen innerhalb unseres Trägers. Denn Eulalia ist die hiesige Fachberatungsstelle in Spandau bei häuslicher Gewalt gegen Frauen.“

Haben Sie selbst was mit Spandau am Hut, Frau Kailoweit? „Ich bin in Berlin aufgewachsen und schätze an Spandau das Grün, die Altstadt, den Fluss und die solidarische Nachbarschaft. Das ist immer wie eine eigene Stadt, in die man reinfährt.“

Und Sie, Frau Saenger? „Ich bin noch ganz neu im Bezirk und konnte mit den Naturbegleiter-Spaziergängen, die wir im letzten Herbst in Kooperation mit der Stiftung Naturschutz Berlin für Alleinerziehende angeboten haben, den Bezirk mit seinen facettenreichen Grünflächen kennen- und lieben lernen.“

Und was sollte sich in Spandau bessern?  „Wir wünschen uns eine nachhaltige Förderung von Frauenprojekten. Spandau hat die höchste Pro-Kopf-Quote bei häuslicher Gewalt bei gleichzeitig schlechtester Finanzierung. Außerdem braucht es dringend mehr Kita-Plätze. Es wäre toll, wenn Alleinerziehende auf Wartelisten priorisiert werden könnten.“